(Weihe-)Priestertum

Argumente für ein Priestertum

  • Die Apostel (ersten Priester) bekamen die Vollmacht, Sünden zu vergeben und sogar zu behalten!
    • Joh 20,23“Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.”Joh 20,23
    • So haben auch die Priester (Presbyter) bei der Krankensalbung die Vollmacht Sündenvergebung zu vermitteln (Jak 5,14-15).
  • Die Apostel (ersten Priester) erhielten die Löse- und Bindevollmacht.
    • Mt 18,18“Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein.”Mt 18,18
  • So wie die Hände und Füße von Aaron und seinen Söhnen vor ihrer Weihe als Priester gewaschen wurden (Ex 40,12.30-32), wäscht Jesus die Füße seiner Apostel vor ihrer (Joh 13,1-9).

Weihe

  • In 1Tim 3 erwähnt Paulus sogleich nach seinen Worten über die Bischöfe, die Diakone, die nach Apg 6,6 geweiht werden, so dass man davon ausgehen muss, dass Paulus hier zwei Weiheämter anspricht: Das Bischofsamt und das Diakonenamt.
  • Diakonenweihe: Nach Apg 6,3.5 werden nur Männer zur Option gestellt und keine Frauen.
  • Timotheus soll niemanden die Hände voreilig auflegen (1Tim 5,17-22).
    • Dies korrespondiert mit 1Tim 3,6, wonach kein Neubekehrter geweiht werden soll.
    • Der Kontext sind Presbyter, welche den Bischöfen entsprechen.
      • In Tit 1,5 wird von Presbytern (Älteste) geredet und in Tit 1,7 plötzlich vom Episkopat (Aufsehern/Bischöfen).
  • Da Timotheus die Weihevollmacht also hat, so musste er selbst geweiht worden sein (1Tim 4,14; 2Tim 1,6).
  • Folglich musste auch Paulus, der Timotheus weihte, diese Weihevollmacht empfangen haben (Apg 13,3).

Sukzession

  • Als der Apostel Judas starb, musste ein anderer sein Amt übernehmen.
    • Dies wurde begründet mit Ps 109,8.
      • Apg 1,20“Denn es steht geschrieben im Buch der Psalmen: »Seine Behausung soll öde werden, und niemand soll darin wohnen«, und: »Sein Amt empfange ein anderer«.”Apg 1,20
      • Das Wort für Amt im Griechischen ist das Wort für Bischofsamt – sowohl in Apg 1,20 als auch in Ps 109,8 nach der LXX.
    • Dieses Bischofsamt wird aber mit dem Apostelamt gleichgesetzt.
      • Apg 1,25“das Los dieses Dienstes und Apostelamtes zu empfangen, von dem Judas abgewichen ist, um hinzugehen an seinen eigenen Ort!”Apg 1,25
      • Daraus lernen wir, dass die Bischöfe die Nachfolger der Apostel sind.
      • Eine Sukzession ist also ein alttestamentliches Prinzip und eine Forderung, denen sich die ersten Apostel klar beugten.
      • Die Sukzession besteht also für die Bischöfe und Apostel bzw. für Bischöfe mit apostolischer Autorität.
      • Wie wir oben beim Punkt der Weihen gesehen haben, werden auch Leute zu Bischöfen geweiht, ohne dass ein Bischofsstuhl vakant geworden ist, wenn die Ausbreitung der Mission das erfordert.
        • Demnach muss die Sukzession nicht auf eine Anzahl von 12 Apostel beschränkt bleiben. Auch Paulus kam ja hinzu und später eben auch Timotheus.
    • Es wäre auch unsinnig anzunehmen, dass Gott seine Gemeinde mit Aufsehern (Bischöfe) ausstattet, die dann nach einer Generation aussterben.

Niemanden Vater nennen

  • Mt 23,9“Nennt auch niemand auf Erden euren Vater; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.”Mt 23,9
  • Was auch immer es bedeutet, es kann offensichtlich nicht bedeuten, dass man nicht Personen, Ämter und Dienste mit verschiedenen väterlichen Titeln belegen darf.
    • Denn das tut die Bibel selbst:
      • Abraham:
        • Nach dem Fleisch aber auch spiritueller Vater nach der Verheißung: Röm 4,1-18
        • Lk 1,73: Zacharias nennt Abraham Vater unter der Inspiration vom Heiligen Geist.
        • Lk 16,24: Der Reiche und Lazarus sind im Schoß von ihrem Vater Abraham.
      • Paulus: Apostel/Priester
        • 1Kor 4,14-15“14 Nicht zu eurer Beschämung schreibe ich das, sondern ich ermahne euch als meine geliebten Kinder. 15 Denn wenn ihr auch zehntausend Lehrmeister[2] hättet in Christus, so habt ihr doch nicht viele Väter; denn ich habe euch in Christus Jesus gezeugt durch das Evangelium.”1Kor 4,14-15
      • Hoher Rat:
        • Apg 7,2: Stephanus nennt sogar die Mitglieder des Hohen Rates Väter.
      • Juden:
        • Apg 22,1: Auch Paulus nennt die Juden Väter.
      • Kinder:
        • 1Joh 2,1: Die Apostel nennen mitunter ihre Gläubigen “Kinder”, denn sie sind ihre geistlichen Kinder.
          • Wenn sie aber geistliche Kinder sind, dann macht es sie selbst zu geistlichen Vätern.
  • Die absolute Vaterschaft ist natürlich bei Gott.
    • Von ihm sind alle anderen (und somit legitimen) Vaterschaften abgeleitet.
    • Nur Gott ist somit als absoluter Vater (im Himmel) anzusehen.
    • Eph 3,14-15“14 Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, 15 von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden den Namen erhält,”Eph 3,14-15
  • Im Grund genommen dürfte man nach derselben Logik nach Vers 10 auch niemanden Lehrer (lat. Doctor) nennen.
  • Der Königsstellvertreter im Alten Testament wurde auch Vater genannt.
    • Jes 22,21“und ich werde ihn mit deinem Gewand bekleiden und mit deinem Gürtel fest umgürten und deine Vollmacht in seine Hand legen. Er wird den Bürgern von Jerusalem und dem Haus Juda ein Vater sein.”Jes 22,21
    • Es ist übrigens der Vorschatten für das Papsttum (=Papa).

Zölibat

  • Die Formulierung “Mann einer einzigen Frau” impliziert, dass es damals Christen gab, die mehr als eine Frau hatten.
    • 1Tim 3,2“Nun muss aber ein Aufseher untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen, anständig, gastfreundlich, fähig zu lehren;”1Tim 3,2
    • Dies kann entweder Polygamie oder Wiederheirat bedeuten. Denn es ist ein Zahlwort und kein unbestimmter Artikel! Es stellt die Obergrenze, nicht die Untergrenze dar!
      • Wenn es aber eine Obergrenze für sukzessive Ehen ist, dann ist nicht verständlich, warum eine Ehe noch okay ist, aber mehrere Ehen nicht, es sei denn, man vertritt ein lebenslanges Zölibat, was die Fähigkeit zur Enthaltsamkeit voraussetzt.
    • Da Polygamie an sich exkommuniziert und nicht mal zur Gemeinschaft der Kirche qualifiziert, kann das kaum als Kriterium für den Aufseher genannt werden.
      • Hier geht es ja um untadelig sein und nicht um überhaupt erst einmal normal christlich zu sein.
      • Ein Polygamist wird kaum zum Bischofsamt, sondern vielmehr zur Exkommunikation nominiert.
    • Daraus folgt, dass es hier um Wiederheirat geht.
      • Somit wird hier nicht gesagt, dass man kein Bischof werden darf, wenn man unverheiratet war, sondern, dass man kein Bischof werden darf, wenn man mehr als einmal verheiratet war.
      • Das belegt auch die Tatsache, dass Paulus, der diese Richtlinien aufstellt und nach Apg 1,20 als Apostel selbst das Bischofsamt innehatte, selbst im Zölibat gelebt hat.
        • Paulus schreibt diesbezüglich und gibt damit auch neben Jesus ein weiteres generelles Vorbild für die Erhabenheit des zölibatären Lebensstils:
        • 1Kor 7,7“Ich wünschte, alle Menschen wären wie ich selbst (im Zölibat lebend!) …”1Kor 7,7
  • Das Zölibat ist besser und pragmatischer als die Ehe und daher das Ideal für jeden Gottesdiener.
    • 1Kor 7,8.32-38“8 Ich sage aber den Ledigen und den Witwen: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. 32 Ich will aber, dass ihr ohne Sorgen seid! Der Unverheiratete ist für die Sache des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefällt; 33 der Verheiratete aber sorgt für die Dinge der Welt, wie er der Frau gefällt. 34 Es ist ein Unterschied zwischen der Ehefrau und der Jungfrau. Die Unverheiratete ist besorgt um die Sache des Herrn, dass sie heilig sei sowohl am Leib als auch am Geist; die Verheiratete aber sorgt für die Dinge der Welt, wie sie dem Mann gefällt. 35 Das sage ich aber zu eurem eigenen Nutzen, nicht um euch eine Schlinge um den Hals zu werfen, sondern um des Anstandes willen, und damit ihr ohne Ablenkung beständig beim Herrn bleiben könnt. 36 Wenn aber jemand meint, er handle unschicklich an seiner Jungfrau, wenn sie über die Jahre der Reife hinauskommt, und wenn es dann so sein muss, der tue, was er will; er sündigt nicht, sie mögen heiraten! 37 Wenn aber einer im Herzen fest steht und keine Not hat, sondern Vollmacht, nach seinem eigenen Willen zu handeln, und in seinem eigenen Herzen beschlossen hat, seine Jungfrau zu bewahren, der handelt recht. 38 Also, wer verheiratet, handelt recht, wer aber nicht verheiratet, handelt besser.”1Kor 7,8.32-38
  • Wir sollen aber nach Gen 1,28 fruchtbar sein und uns mehren!
    • Dieses Gebot gilt der Menschheit als Kollektiv.
    • Wäre es an jedes Individuum ergangen, dann hätte auch Christus das Gesetz gebrochen.
  • Laut 1Tim 4,3 verbieten Dämonen die Heirat.
    • Die Katholische Kirche verbietet niemanden zu heiraten. Das Zölibat ist eine freiwillige Lebensentscheidung.
    • Niemand hat jedoch das Recht eine Priesterweihe zu empfangen.
  • Laut Mk 1,30 war sogar Petrus, der erste Papst, verheiratet.
    • Es ist hierbei zu beachten, dass das Zölibat kein Moralgebot ist, sondern einfach nur eine Disziplin in der Kirche.
    • Diese könnte jederzeit auch wieder von der Kirche abgeschafft werden.
    • Viele katholische Priester sind sogar auch heute noch verheiratet, was zeigt, dass es nur eine Disziplin ist.
  • Wir sehen auch schon im Alten Testament, dass Gott aus disziplinären und kultischen Gründen zu mindestens ein temporäres Zölibat befiehlt.
    • Ex 19,15“Und er sprach zum Volk: Seid bereit für den dritten Tag, keiner nahe sich seiner Frau!”Ex 19,15
    • Oder wenn der Priester Sexualität ausgeübt hat, konnte er an dem Tag das Opfer nicht darbringen, was ja seine Aufgabe als Priester ist. Er musste also während seiner Dienstzeit zölibatär leben. Der katholische Priester soll jeden Tag das Opfer darbringen und nicht nur ein paar Mal im Jahr wie der levitische Priester, was ja dann dem Eheleben zuwiderlaufen würde:
      • Lev 22,3-4 “3 So sage ihnen nun: Wer von euren Nachkommen, der von eurem Samen ist, sich dem Heiligen naht, das die Kinder Israels dem HERRN geheiligt haben, während er eine Unreinheit an sich hat — eine solche Seele soll ausgerottet werden von meinem Angesicht hinweg; ich bin der HERR! 4 Ist irgendjemand vom Samen Aarons aussätzig oder mit einem Ausfluss behaftet, so soll er von dem Heiligen nicht essen, bis er rein wird. Und wer irgendeinen durch einen Toten Verunreinigten anrührt oder einen Mann, der einen Samenerguss hat”Lev 22,3-4
  • Die Apostel haben alles, also auch ihre Frauen, verlassen.
    • Lk 18,28-29“28 Da sprach Petrus: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt! 29 Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Eltern oder Brüder oder Frau oder Kinder verlassen hat um des Reiches Gottes willen”Lk 18,28-29
    • Christus erwähnt sogar explizit Frauen, die verlassen werden.
    • Man kann dies als das Zölibat interpretieren.

Allgemeines vs. sakramentales Priestertum

  • Laut Testament sind alle Gläubigen Priester. Das Weihepriestertum der Katholischen Kirche sei somit falsch.
    • 1Petr 2,9“Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht”1Petr 2,9
    • Es wird nun argumentiert, dass alle Christen ein königliches Priestertum haben und es deswegen keine Weihepriester mehr geben kann.
      • Das eine folgt aber aus dem anderen nicht. Wir können alle Priester sein und dennoch eine Gruppe von speziellen Priestern haben.
      • Sonst dürfte es ja auch im Alten Testament kein levitisches Priestertum geben, denn es wird über das gesamte Volk Israel ausgesagt, dass sie Priester sind:
        • Ex 19,5-6“5 Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; denn die ganze Erde gehört mir, 6 ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen sollst.”Ex 19,5-6
        • Man beachte hier die Parallelen: Beide Gruppen sind ein königliches Priestertum und ein heiliges Volk.

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