Praktisches Wissen für katholische Konvertiten: Das absolute Minimum, was ich als frischer Katholik sofort wissen sollte.
Dieser Artikel ist eine kurze Zusammenfassung für neue Konvertiten zur katholischen Kirche, die sich jetzt die Frage stellen: “Wie funktioniert eigentlich katholisches Leben?”
Neben vielen Arten von Gnaden gibt es vor allem auch die sogenannte heilig machende Gnade. Diese Gnade ist notwendig um in den Himmel zu kommen. Und das ist ja unser aller Ziel als Katholiken! Deswegen fokussieren wir uns jetzt auf die heilig machende Gnade:
Wie erlange ich die heilig machende Gnade?
Als Sünder, der mit der Erbsünde geboren wird, muss ich zunächst einmal getauft werden, um in diesen Stand der heilig machenden Gnade zu kommen. Wenn ich danach irgendwann eine Todsünde begehe, dann verliere ich diese heilig machende Gnade und kann diese dann erst wieder durch die Beichte erlangen. Auch ist hierbei wichtig zu wissen, dass man ohne die heilig machende Gnade die meisten Sakramente nicht empfangen darf. So auch die heilige Kommunion. Es folgt eine kurze Übersicht zum katholischen Heilsweg:
Wir werden in der Erbsünde geboren und brauchen die Taufe, um wiedergeborene Christen zu werden. Dann sind wir erst einmal im Stand der heilig machenden Gnade und wenn wir sterben würden, kämen wir in den Himmel. Da es nach der Taufe aber noch Sünden gibt, ist das ganze ein bisschen komplexer. Würden wir im Stand der Todsünde sterben, würden wir in die Hölle kommen. Um dies zu vermeiden, müssen wir wir, wie bereits erwähnt, beichten gehen:
Wie erlange ich Vergebung meiner Sünden?
Um die Vergebung zu erlangen, ist zunächst einmal Buße bzw. Reue nötig. Es gibt hier jedoch verschiedene Kategorien von Reue:
Es gibt zum einen die natürliche Reue. Mit natürlicher Reue sind jene Arten von Reue gemeint, die sich auf den Menschen und das irdische Dasein beziehen. Dies ist der Fall, wenn ich etwa bereue, eine bestimmte Sünde begangen zu haben, weil ich nun unter den irdischen Folgen dieser zu Leiden (z.B. Scham vor Menschen, Gefängnisstrafe, körperliche Leiden etc.). Diese sogenannte natürliche Reue erwirkt keine Verzeihung vor Gott und qualifiziert uns auch nicht für eine gültige Beichte.
Und zum anderen gibt es noch die übernatürliche Reue. Diese hat das Jenseits und vor allem Gott zum Bezugspunkt. Ich bereue eine Sünde, nicht nur weil sie im hier und jetzt Schaden verursacht, sondern weil sie Gott missfällt. Die übernatürliche Reue qualifiziert uns zur Beichte.
Innerhalb der Kategorie der übernatürlichen Reue können wir noch zwischen der unvollkommenen und der vollkommenen Reue unterscheiden: Die unvollkommene Reue, auch “Furchtreue” genannt, bezieht sich vor allem auf die ewige Strafe im Jenseits (oder auch der entgangene Lohn im Himmel) und ist aus Angst vor dem Zorn Gottes motiviert. Auch wenn diese Motivation nicht die edelste ist, weshalb es sich hier ja auch um die unvollkommene Reue handelt, so ist sie dennoch legitim. Man vergleiche hierzu Mt 5,29, wo Jesus auch mit der Angst vor der Hölle motiviert. Diese Art unvollkommene Reue wird von Gott anerkannt, denn Gott ist gnädig und weiß, dass wir schwache Menschen sind. Deshalb können wir mit dieser Reue beichten gehen. Wenn unsere Reue auch mit der Absicht gepaart, die Sünde künftig zu meiden, erfahren wir mit der Lossprechung in der Beichte die Vergebung unserer Sünden und befinden uns dann wieder im Stand der heilig machenden Gnade und sind somit auf dem Weg in den Himmel. Eventuell müssen wir nach unserem Tod erst noch ins Fegefeuer, was aber ein Grund zur Freude ist, da jeder, der im Fegefeuer ist, in den Himmel kommt, während aus der Hölle niemand mehr herauskommt.
Die beste Reue ist jedoch die vollkommene Reue, auch “Liebesreue” genannt. Bei dieser Reue geht es uns in erster Linie darum, dass wir Gott beleidigt haben, den wir ja lieben wollen. Wenn wir diese Liebe in uns erwecken, die Liebesreue haben, dann erhalten wir sofort die Vergebung unserer Sünden und sind wieder im Stand der heilig machenden Gnade. Wir sollten daher möglichst nach jeder Todsünde versuchen, die Liebesreue in uns zu erwecken, da wir ja nicht wissen, ob wir noch einmal vor unserem Tod die Gelegenheit zur Beichte erhalten – insbesondere bei Todesgefahr. Selbstverständlich muss auch die Liebesreue mit der Absicht gepaart sein, die Sünde künftig zu meiden und mindestens alle unsere Todsünden auch bei nächster Gelegenheit zu beichten.
Wie wird meine Reue wirksam?
Damit die Reue wirksam wird, gibt es folgende Kriterien:
Notwendige Kriterien:
- Hoffnung auf Verzeihung
- Guter Vorsatz / Sünde meiden
- Schwere Sünden zu fliehen
- Tun, was für Besserung nötig ist
- Schweren Schaden wieder gutmachen
Wenn wir wie Judas keine Hoffnung auf die Barmherzigkeit und Verzeihung Gottes haben, dann nützt uns die Reue nichts. Auch müssen wir zu mindestens den Vorsatz haben und planen, die Sünden zu meiden. Dies kann beinhalten, dass wir vor schweren Sünden aktiv fliehen. Dass wir konkrete Maßnahmen einleiten, die für eine Besserung unseres Verhaltens nötig sind. Hier lohnt es sich auf die Ratschläge unseres Beichtvaters zu hören oder ihn aktiv um spirituelle Leitung zu bitten. Auch müssen wir entstandenen Schaden (z.B. durch Diebstahl oder Rufmord) so weit wie es in unserer Macht liegt, wieder gut machen.
Was ist eigentlich eine “Todsünde”?
Im Volksmund werden die 7 Hauptsünden fälschlicherweise häufig als 7 Todsünden bezeichnet. Todsünden können jedoch sehr vielfältig sein. Da uns Todsünden aus dem Stand der heilig machenden Gnade herausreißen und wir für eine gültige Beichte wenigstens alle unsere noch nicht gebeichteten Todsünden beichten müssen, an die wir uns erinnern können, ist es wichtig, dass wir uns darüber im Klaren sind, was eine Todsünde überhaupt ist.
Während jede Sünde in gewisser Weise eine Abwendung von Gott darstellt, ist die Todsünde ganz allgemein gesprochen die Zerstörung unserer Liebesbeziehung zu Gott. Es ist vergleichbar wie mit menschlichen Beziehungen aus unserem Alltag. Gute Freunde oder unser Ehepartner werden über unsere Schwächen und Nachlässigkeiten sicherlich gerne hinwegsehen, da wir in einer Beziehung zu ihnen stehen. Dinge, die aber die Beziehung direkt angreifen (Betrug, Lügen, Fremdgehen etc.), sind eine ganz andere Hausnummer.
Eine Todsünde wird wie folgt definiert:
Eine Sünde ist dann eine Todsünde, wenn sie zugleich eine schwerwiegende Materie zur Grundlage hat und mit vollem Bewusstsein sowie bedachter Zustimmung ausgeführt wird. Was heißt das konkret?
Schwerwiegend ist die Materie einer Sünde, wenn zum Beispiel die 10 Gebote verletzt werden. Volles Bewusstsein ist beispielsweise nicht gegeben, wenn ich in einem Traum sündige oder während eines Alkohol-Rauschs. Wobei bei letzterem die Todsünde wahrscheinlich schon darin besteht, dass ich mich überhaupt erst so betrunken gemacht habe, dass ich die Kontrolle über mich verliere. Meine bedachte Zustimmung zur Sünde gebe ich, wenn ich die Information habe, dass es sich hierbei um eine Sünde handelt und aus Absicht/Überlegung handele und nicht etwas aus dem Affekt heraus oder unter Zwang.
Natürlich ist dies alles zu einem gewissen Grad eine Grauzone und oft von der konkreten Situation abhängig. Aber Zwang kann beispielsweise meine Schuld mindern oder manchmal auch ganz aufheben. Selbstverschuldung mindert die Verantwortung nicht, sonder verschlimmert das ganze Ausmaß. Auf Deutsch gesagt: Man kann sich nicht bewusst dumm halten, um dann auf Unwissenheit zu plädieren. Gott kennt unsere Herzen!
Lässliche Sünden sind jene Sünden die nicht schwerwiegend sind und somit auch keine Todsünden. Sie zerstören zwar nicht unbedingt unsere Liebesbeziehung zu Gott, aber sie hemmen unseren Fortschritt in der Heiligung und schwächen unsere Tugenden. Sie machen uns also auch anfälliger für schwere Sünden. Lässliche Sünden sind Sünden und somit kein Spaß. Gebeichtet werden müssen allerdings mindestens nur die Todsünden, da nur diese unsere Beziehung zu Gott zerstören.
Um Dich optimal auf Deine Beichte vorzubereiten, sei Dir ein guter sogenannter
“Beichtspiegel” ans Herz gelegt, damit wir auch vorbereitet sind alle unsere Todsünde der Anzahl nach und den möglicherweise relevanten Kontext ordentlich zu beichten.
Folgende Gebete können als Akt der (Liebes-)Reue gebetet werden:
Akt der Liebe
Herr und Gott, ich liebe dich über alles und meinen Nächsten um deinetwillen. Denn du bist das höchste, unendliche und vollkommenste Gut, das aller Liebe würdig ist. In dieser Liebe will ich leben und sterben. Amen.
Akt der Reue
Mein Gott, aus ganzem Herzen bereue ich alle meine Sünden, nicht nur wegen der gerechten Strafen, die ich dafür verdient habe, sondern vor allem, weil ich dich beleidigt habe, das höchste Gut, das würdig ist, über alles geliebt zu werden. Darum nehme ich mir fest vor, mit Hilfe deiner Gnade nicht mehr zu sündigen und die Gelegenheiten zur Sünde zu meiden. Amen.