Merkwürdige katholische Formen der Frömmigkeit

Das Beten vorgefertigter Gebete sei eine unbiblische Praxis

  • Wir sind als Kinder Gottes nicht im biblischen Buchstaben gefangen, sondern frei sowohl spontane als auch vorgefertigte Gebete zu beten.
  • Wieso sollten wir gute und Gott verherrlichende Gebet nicht mehrfach gebrauchen.
  • Jesus gab uns mit dem “Vater unser” auch ein vorgefertigtes Gebet, was (fast) alle Christen heutzutage gerne beten.
    • Lk 11,2„Wenn ihr betet, so sprecht: ‚Vater, geheiligt werde dein Name …“Lk 11,2
  • Wer Gott liebt, wird die ihn verherrlichenden Gebetsworte lieben, und wer sie liebt, wird sie wieder beten wollen – zur Verherrlichung Gottes!
  • 2Chr 5,13 bezeugt einen vorgefertigten Lobpreis “seine Gnade währet ewiglich”, den die Israeliten wie auch in 2Chr 7,3 belegt, immer wieder beteten.
    • Tatsächlich sind auch wir Christen dazu aufgefordert, diese Worte, welche in Ps 136 auch mehrfach vorkommen, immer wieder zu rezitieren (Eph 5,19; Kol 3,16).
  • Mt 26,44 bezeugt, wie Jesus ein und dasselbe Gebet, das er im Garten Gethsemane kreiert hat, weiterhin betete: “Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst.”
  • Mk 15,34 bezeugt, wie Jesus Psalm 22, ein vorgefertigtes Gebet, betet: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?”

Wiederholendes Gebet sei eine unerlaubte Praxis

  • Jesus verbietet das Plappern wie die Heiden.
    • Mt 6,7-8“7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört um ihrer vielen Worte willen. 8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen! Denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.”Mt 6,7-8
    • Jesus kritisiert hier nicht das mehrfache Wiederholen von Gebeten, sondern das Plappern.
      • Plappern kann bedeuten, dass man unbedächtig betet und sich nicht auf seine Worte konzentriert.
        • Ein gedankliches Abschweifen im Gebet ist Respektlosigkeit gegenüber Gott.
        • Schon ein einmaliges “Aufsagen” eines Gebetes und ohne Wiederholung kann bereits Plappern in diesem Sinne sein.
        • Auch leere Worte, denen man keine Bedeutung beimisst, können Plappern sein. Wir sollten darauf bewusst achten, was wir beten – auch bei vorgefertigten Gebet.
        • Der Vorwurf, dass Katholiken Gebet herunterleiern würden, mag im Einzelfall zutreffen und ich zurecht zu kritisieren.
          • Jedoch offenbart dieser Vorwurf häufig die eigenen Schwächen des Anklägers, da er sich ja scheinbar nicht vorstellen kann, dass man bestimmte Gebet auch ernsthaft beten kann, was somit offenbart, wie der Ankläger selbst die bezichtigten Gebete (z.B. den Rosenkranz) verrichten würde – nämlich herunterleiernd.
      • In dieser Stelle sind aber tatsächlich viele Worte als Plappern gemeint.
        • Jedoch nicht das Wiederholen von Worten konstituieren das Plappern, sondern viele Worte mit einer bestimmten Absicht!
        • Jesus gibt aber die Begründung gleich hinterher: Denn die Heiden meinen, dass die vielen Worte Erhörung erwirken.
        • In Vers 8 kommt dann nochmal die Begründung für das Gebot: Da wir wissen, dass Gott uns hört, sollen wir Ihn nicht belabbern.
          • Es ist letztlich ein Ausdruck des Unglaubens.
          • Davon zu unterscheiden ist die Witwe, die den ungerechten Richter tatsächlich auch mit ständigen Petitionen “nervt” (Lk 18,1-8). Bei ihr ist es jedoch kein Ausdruck von Unglauben, sondern im Gegenteil: Bei ihr ist es Ausdruck von Nachdruck, was bei einer Disposition des Glaubens somit ein Ausdruck des Glaubens ist. Wenn man aber dispositioniert ist wie die Heiden, die keinen Glauben haben, ist das Plappern nur ein Ausdruck von diesem Unglauben und somit ein unwürdiges Gebet.
      • Es ist zwischen Plappern im Gebet und schwerfäliigem Gebet zu unterscheiden.
        • Natürlich kommt es vor, dass wir gefühlsmäßig nicht in besonderer Verfassung sind, so dass wir ein Gott verherrlichendes Gebet sehr schwerfällig beten, sowohl bei einmaligem Beten, als auch beim mehrmals hintereinander erfolgenden Gebet.
        • Dadurch aber, dass es dann schwerfällig vor sich geht, wird ein Plappern, ein Herunterleiern, unmöglich gemacht, da ein schwerfälliges Beten ein Plappern verhindert.
          • Denn beim Plappern rasselt man ja alles fließend gerade heraus gedankenlos herunter, während das beim schwerfälligen Fluss des Gebets nicht geschieht, eben weil es schwerfällig vonstatten geht und man sich konzentrieren muss.
        • Hinter jedem Plappern, steckt ein böser Wille, während hinter schwerfälligem Beten ein guter Wille steckt.
          • Denn wer ein Gebet herunterleiert, es plappert, will unbedingt so schnell wie möglich fertig werden.
          • Wer aber schwerfällig betet, will nicht so schnell wie möglich fertig werden. Er kämpft im Gebet, um es zu beten, weil er Gott damit lieben möchte.
            • Er will sich von seinen Gefühlen, die ihn daran hindern wollen, nicht stoppen lassen, sondern Gott mehr lieben als sich selbst.
        • Somit ist ein solches schwerfälliges Gebet weit mehr wert, als ein Gebet, das nicht schwerfällig vonstatten geht, während hingegen ein geplappertes Gebet überhaupt keinen Wert hat, weil es gegen Gott positioniert ist.
  • Die Bibel kennt und erlaubt wiederholendes Gebet
    • Im Himmel, dem perfekten Gottesdienst, werden nicht nur Worte (”heilig”) im Gebet wiederholt, sondern das Gebet buchstäblich unaufhörlich wiederholt.
      • Offb 4,8“Und jedes einzelne von den vier lebendigen Wesen hatte sechs Flügel; ringsherum und inwendig waren sie voller Augen, und unaufhörlich rufen sie bei Tag und bei Nacht: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Allmächtige, der war und der ist und der kommt!”Offb 4,8
    • Wir Christen sind dazu aufgefordert, wiederholende Worte wie bspw. in Ps 136 auch mehrfach zu rezitieren (Eph 5,19; Kol 3,16).
    • Mt 26,44 bezeugt, dass Jesus selbst seine Gebete wiederholt hat: “Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst.”
  • Das wiederholende Gebet sei nutzlos.
    • Abgesehen davon, dass von Gott in der Bibel legitimierte Gebetsformen (siehe oben), nicht als nutzlos bezeichnet werden sollten, gibt es durchaus einigen Nutzen von wiederholendem Gebet. Hier ein paar Effekte, die wiederholendes Gebet haben kann:
      • Das mehrmalige Wiederholen eines Gebets ist beseligend, erfüllt einem mit großem Glück, mit großer Seligkeit, mit großer Freude, und das natürlich nur dann, wenn man Gott und daher das jeweilige Gebet liebt, wie wir Katholiken es tun.
      • Das mehrmalige Wiederholen eines Gebets stärkt die Konzentrationsfähigkeit.
      • Das mehrmalige Wiederholen eines Gebets beruhigt die Seele, bringt sie zur Ruhe, stärkt sie, gibt ihr Kraft, und zwar weit mehr, als beim einmaligen Verrichten.
      • Das mehrmalige Wiederholen eines Gebets stärkt die Psyche und lindert mitunter psychische Leiden.
      • Das mehrmalige Wiederholen eines Gebets stärkt über die Seele und die Psyche auch den Leib.
      • Durch das mehrmalige Wiederholen eines biblisch legitimierten oder eines biblischen Gebets wird die Seele zunehmend in Gottes Wort, das gerade betend wiederholt wird, versenkt, und der im jeweiligen Gebet formulierte und ausgedrückte Glaube vertieft, während vielen Gegnern des mehrfachen Gebets ein tiefer Glaube völlig fehlt, weshalb er vollkommen oberflächlich, kalt und tot ist, weshalb gerade sie das mehrmalige Wiederholen eines Gebets dringend nötig hätten.
      • Durch das mehrmalige Wiederholen eines Gebets wird die Seele immer mehr und mehr mit Gottes heiligem Wort, das soeben betend wiederholt wird, genährt, während das bei einmaligem Verrichten des Gebets nicht der Fall ist.
      • Infolge des mehrmaligen Wiederholens eines Gebets wird die Seele von Gott mit mehr Gnade beschenkt, in der sie sich dann mehr und besser heiligen kann und soll.

Bußübungen und Selbstgeißelung

  • Außenstehende und Protestanten kritisieren häufig die harten Bußübungen wie bspw. die Selbstgeißelung, die mitunter in der Kirche praktiziert wurden und werden.
    • Dabei hat diese Praktik mit Paulus ein prominentes biblisches Vorbild.
      • 1Kor 9,27“sondern ich schlage meinen Leib und beherrsche ihn, damit ich nicht anderen verkündige und selbst verwerflich werde.”1Kor 9,27
    • Es ist auch eine biblische Praktik sich ein Bußgewand anzuziehen, das aus Stoffen bestand, deren Haare sich, direkt auf der Haut getragen, unangenehm anfühlen.
      • 1Kön 21,27“Als Ahab diese Drohungen hörte, zerriss er seine Kleider, trug ein Bußgewand auf dem bloßen Leib, fastete, schlief im Bußgewand und ging bedrückt umher.”1Kön 21,27
      • Mk 1,6“Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.”Mk 1,6
    • Daher kommt auch die Redewendung “in Sack und Asche Buße tun”.
      • Esther 4,1“Als Mordechai von allem, was geschehen war, erfuhr, zerriss er seine Kleider, hüllte sich in Sack und Asche, ging in die Stadt und erhob ein lautes und bitteres Klagegeschrei.”Esther 4,1

Kruzifix anstatt nur ein Kreuz

  • Katholiken verwenden vor allem gerne ein Kruzifix (mit Jesu Leib dran fixiert) anstatt nur ein leeres Kreuz.
    • Protestanten meinen, das leere Kreuz betone die Auferstehung.
      • Tatsächlich rührt es eher von der Angst her Jesus abzubilden und somit gegen das Bilderverbot zu verstoßen.
      • Ein leeres Grab würde hier dann aber als Symbolik besser passen, denn beim Kreuz geht es ja um den Tod Christi.
    • Denn wir Katholiken verkündigen Christus als Gekreuzigten.
      • 1Kor 1,23“verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit”1Kor 1,23
    • Für uns Katholiken ist die Kreuzigung wichtiger Lehrinhalt.
      • 1Kor 2,1-2“1 So bin auch ich, meine Brüder, als ich zu euch kam, nicht gekommen, um euch in hervorragender Rede oder Weisheit das Zeugnis Gottes zu verkündigen. 2 Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten.”1Kor 2,1-2

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