Ist die Mitra heidnisch?

Häufig verbreiten katholophobe Protestanten das Argument bzw. die absurde Verschwörungstheorie, dass die bischöfliche bzw. päpstliche Mitra aus dem Heidentum Stamme. Immer wieder wird behauptet, dass die Mitra ein Erkennungszeichen der Verehrung der heidnischen Gottheit “Dagon” sei. Damit wird suggeriert, dass der Papst und somit die katholische Kirche irgendwie fishy sind, wie es der Amerikaner sagen würde. Soviel Fisch-Symbolik, das muss ja ein Beleg für den insgeheim heidnischen Charakter der katholischen Kirche sein! Was denn auch sonst? 🤔

Auto eines aller Wahrscheinlichkeit nach heidnischen Fisch-Anbeters^^
Auto eines aller Wahrscheinlichkeit nach heidnischen Fisch-Anbeters^^

Diese ganze Märchen gehen für gewöhnlich auf Alexander Hislop zurück, einen ganz besonderen Spezialist, wenn es um anti-katholische Propaganda und heidnische Wahnvorstellungen geht. Hier kommen ein paar Argumente, wie man gegen diese Anschuldigungen vorgehen kann. Aber aufpassen: Trolle sollte man nicht füttern! 😉

  1. Selbst wenn die Mitra aussieht wie ein Fisch, na und? Der Papst ist Petrus und Petrus ist von Jesus zum Menschenfischer gemacht worden. Da passt doch eine Fisch-Symbolik perfekt.
  2. Die frühesten historischen Belege für die Mitra bei Päpsten und Bischöfen stammen ausdem 10. bis 16. Jahrhundert. Die Mitra kam also erst im 10. Jahrhundert auf, nachdem ein kürzerer und weicherer Hut im Mittelalter entwickelt wurde, und somit lange nachdem die Anbeter Dagons tot und tausende von Jahren verstrichen waren. Im 10. Jahrhundert wurde die päpstliche Mitra verlängert, erweitert, entwickelt, verändert und hatte im Laufe der Jahrhunderte viele Formen (siehe Bild unten). Die verschiedenen Formen der Mitra hatten über die Jahrhunderte hinweg nicht die heutige Form, die als Fischkopf gedeutet werden kann. Es ist also unwahrscheinlich, dass man sie von Dagon-Anbetern abgeschaut hat. Es ist vielmehr eine zufällig modische Entwicklung. Und wenn man unbedingt darin eine Fischkopf-Form erkennen möchte, dann gilt ja immer noch Punkt 1 als viel näher liegende Erklärung.

    Die Entwicklung der Mitra vom 11. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit
    Die Entwicklung der Mitra vom 11. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit
  3. Und selbst wenn durch einen großen Zufall die Mode-Designer des Papstes Inspiration in heidnischer Mode gefunden haben, so wurde es eben christianisiert. Wo ist das Problem? Kleidung ist inhärent nichts Schlechtes. Wenn wir die Menschenfischer-Symbolik darauf anwenden, macht es die Kirche nicht heidnisch, sondern vermeintlich heidnische Outfits christlich. Also wirklich… glauben diese Leute tatsächlich, dass der Papst jetzt einen Fischgott anbetet, nur weil ein Teil seiner Kleidung so ähnlich aussieht wie die von Heiden? Da finde ich das absurde Argument mit der vermeintlichen Marien-Anbetung noch 10.000 mal plausibler.
  4. Im Übrigen war Dagon wohl kein Fisch-Gott, sondern ein Wetter- und Ackerbau-Gott. Die Bilder, welche in den anti-katholischen Propaganda-Werken meist verwendet und meist Dagon zugeschrieben werden, zeigen die mesopotamische Gottheit Apkallu. Dies sagt schon einiges über die Recherche-Fähigkeiten dieser “Aufdecker” aus. Solchen unfähigen Leuten würde ich also keine Glaubwürdigkeit zugestehen. Sie verfolgen einfach nur eine klare anti-katholische Agenda. Mit Wissenschaft und moralischer Aufrichtigkeit hat das nichts zu tun!

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