Heiligenverehrung

Falsche Voraussetzungen und Ideen

Die Heiligen können uns im Totenreich nicht hören

Zugeständnisse

  • Wir können die heiligen Verstorbenen für gewöhnlich nicht hören.
  • Die meisten Heiligen im Himmel haben noch nicht ihren Auferstehungsleib.

Entgegnungen

  • Auch Gott können wir meistens nicht hören. Sind Gebete zu Gott jetzt auch nutzlos, oder hört Er uns dennoch?
  • Die Heiligen sind nach Christi Sieg nicht mehr im Totenreich sondern im Himmelreich. Das ist schon einmal ein großer qualitativer Unterschied.
    • Aber selbst im Totenreich hört Samuel die Stimme der sich auf der Erde befindenden Totenbeschwörerin, die ihn heraufbeschwört! Siehe 1Sam 28.
      • Der inspirierte Schreiber sagt, dass es Samuel war.
  • Die Heiligen im Himmel wissen, was auf der Erde derzeit abgeht: Offb 6,9-10
    • Andernfalls wüssten sie ja nicht, dass ihre Mörder noch ungestraft herumlaufen.
  • Moses und Samuel waren tot und Gott redet trotzdem über die Option, dass sie als Vermittler eintreten: Jer 15,1
  • Die Menge im Himmel weiß, was für Gerichte Gott aktuell auf der Erde ausübt: Offb 19,1-3
  • Johannes konnte unter anderem auch alle Geschöpfe auf der Erde hören: Offb 5,13
  • Wenn die verstorbenen Heiligen im Himmel uns also hören können, dann können wir sie auch um Fürbitte fragen.

Die Heiligen wären ja Gott selbst, wenn sie alles gleichzeitig hören und verstehen könnten

Zugeständnisse

  • Gott ist allwissend und allmächtig.
  • Wir werden niemals Gott sein.

Entgegnungen

  • Viele Dinge gleichzeitig zu hören und zu wissen setzt keine Allmacht oder Allwissenheit voraus.
    • Es setzt nur sehr viel Macht und sehr viel Wissen voraus.
  • Wenn schon Christen auf der Erde Charismen von Gott bekommen (z.B. Heilungen nach 1Kor 12,9) und Gottes Gnadengaben unwiderruflich sind (Röm 11,29), dann ist es nur logisch, dass diese Christen ihre Gaben auch im Himmel haben und anwenden können.
    • Daher können wir bspw. von einem Heiligen, der auf der Erde schon einige Leute mit Gottes Gabe geheilt hat, auch im Himmel Ähnliches erbitten.
  • Des Weiteren ist der Himmel kein zeitlicher Ort, sondern die Regeln von Raum und Zeit gelten dort nicht, weshalb die Heiligen nicht in unserem Sinne alles “gleichzeitig” und “durcheinander” hören müssen.
  • Wir wissen nicht viel über die himmlische Welt, aber einiges können wir bereits erahnen.
    • Durch die Anschauung Gottes kriegen die Heiligen im Himmel Anteil an Seinem Wissen: 1Kor 13,8-12: Stückwerk wie Sprachen und Erkenntnis werden weggetan und wir werden erkennen, gleich wie wir erkannt sind, wenn wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen.
      • Wenn also die Zungenrede und die Interpretation von Zungenrede schon die Fähigkeit im Diesseits geben, alle Sprachen sofort zu beherrschen, und dies nur Stückwerk ist, dann wird es im Himmel kein Sprachproblem mehr geben.
      • Die Heiligen im Himmel können also alle unsere Sprachen verstehen.
      • Unsere Erkenntnisse werden Gottes Erkenntnisse sein.
    • Die Anschauung und vollkommene Gegenwart Gottes wird unsere Mangel sicherlich ausfüllen. Zeit und Raum werden keine Begrenzungen mehr sein.
    • Wir werden Ihm auch gleich gestaltet sein. Gewiss beinhaltet das bestimmte Fähigkeiten, die wir auf der Erde noch nicht haben: 1Joh 3,2
  • Johannes kann im Himmel allen Kreaturen gleichzeitig zuhören: Offb 5,13
    • Ist er allmächtig und allwissend?
  • Auch der ganze Himmel freut sich jedes Mal, wenn ein Sünder umkehrt (Lk 15,7.10). Das passiert auch in jeder Sekunde zig mal und die Engel sind nicht allmächtige Götter.
    • Auch geht es hier um die inneren Gedanken und Herzenshaltungen der Menschen (Umkehr/Buße), in die die Himmelsbewohner hier Einblick haben.
  • In Christus ist alles möglich (Phil 4,13). Wer ist mehr in Christus als die vollendeten Gerechten (Hebr 12,23) im Himmel?
  • Auch der Satan hat bereits Fähigkeiten, die demnach ja nur Gott haben kann.
    • Auch Satan geht um wie ein Loewe zu schauen, wen er verschlingt. Er hat wohl auch große simultane Fähigkeiten. Ansonsten wäre ja die Chance bei Milliarden von potentiellen Opfern, dass er derzeit mich verschlingen will, so gering, dass es irrelevant wird. Wieso also die Warnung, wenn in der geistlichen Welt solche Fähigkeiten nicht bestehen?
    • Selbst der böse Satan kann ja alle Sprachen um uns zu verführen, wieso sollten die Heiligen das im Himmel nicht auch können? Wahrscheinlich können sie im Himmel sogar in Engelszungen reden, sonst wäre das nicht von Paulus als ultimatives Beispiel gewählt worden (1Kor 13,1).
  • Wir werden Anteil an der Natur Gottes haben (ohne natürlich Gott zu sein).
    • Dementsprechend wird auch Samuel “Götterwesen” (elohim) genannt, als er auch nur bereits im Totenreich war: 1Sam 28,13
  • 2Petr 1,4“durch welche er uns die überaus großen und kostbaren Verheißungen gegeben hat, damit ihr durch dieselben göttlicher Natur teilhaftig werdet, nachdem ihr dem Verderben entflohen seid, das durch die Begierde in der Welt herrscht”2Petr 1,4

Pro-Argumente: Warum das Ganze?

Fürbitte ist Christenpflicht

  • Man darf und muss für Geschwister in der Gemeinde Fürbitte beten
    • Fürbitte / Vermittlerschaft ist Christenpflicht: Röm 15,30; 1Tim 2,1
  • Wenn wir das schon als unvollkommene Heilige auf der Erde leisten müssen, wieviel mehr dann die vollkommenen Heiligen (Hebr 12,23) im Himmel?
    • Sie sind ja über Größeres gesetzt als noch zu ihren Lebzeiten auf Erden: Mt 25,21
  • Wir sehen, wie im Himmel die Gebete der Heiligen von Himmelsbewohnern übermittelt werden: Offb 5,8
  • Selbst der böse Reiche denkt im Jenseits noch an seine Verwandten auf der Erde und versucht für sie einzutreten: Lk 16,19-31

Manche Fürbitter sind besser als andere

  • Das Gebet eines Gerechten vermag viel: Jak 5,16
    • Die Heiligen im Himmel sind vollendet in Gerechtigkeit: Hebr 12,23
      • Offensichtlich gibt es Unterschiede im Maß der Gerechtigkeit, sonst wären die einen ja nicht vollkommen in ihrer Gerechtigkeit.
    • Ergo: Ist es schlau sich an diese Heiligen Menschen zu wenden, es sei denn man ist schon selbst perfekt heilig
  • Jesus änderte sogar auf Fürsprache von Maria Seinen ursprünglichen Plan (Joh 2,4) und führte die Bitte dennoch aus.
  • Moses und Samuel waren offensichtlich mächtigere Fürbitter/Beter als andere: Jer 15,1
    • Somit ist belegt, dass manche heilige Menschen bessere Vermittler sind als andere

Gott fordert Menschen als Vermittler

  • Gott fordert sogar an einer Stelle, dass ein Mensch als Vermittler eintritt und nur dieser erhört werden würde: Hiob 42,7-10

Engel dienen als Vermittler

  • Schutzengel sind direkt vor Gott und haben direkte Verbindung zu Gott und schauen Ihn allezeit: Mt 18,10
    • Für was brauchen wir überhaupt Schutzengel, wenn wir alles selbst hinkriegen und Vermittler oder Fürsprecher sinnlos sind?

Wir sind Umgeben von Heiligen

  • Es ist unhöflich, wenn wir die Bewohner im Himmel nicht beachten. Oder würde man sichtbar umstehende Menschen in der Kirche nicht zumindest einmal grüßen?
    • Hebr 12,1“Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt”Hebr 12,1
    • Hebr 12,22-23“22 sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, 23 zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten”Hebr 12,22-23

Die Heiligen sind unsere lebendige geistliche Familie

  • Wir können nicht sagen, dass wir sie nicht brauchen.
    • Wir sind ein Leib Christi und alle haben eine notwendige Aufgabe.
    • 1Kor 12,21“Und das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht!, oder das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht!”1Kor 12,21
  • Die Heiligen sind lebendig bei Gott.
    • Wer leugnet, dass die Heiligen bei Gott leben, der ist ein moderner Sadduzäer.
    • Lk 20,37-38“37 Dass aber die Toten auferstehen, hat auch Mose angedeutet bei [der Stelle von] dem Dornbusch, wo er den Herrn den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. 38 Er ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen; denn für ihn leben alle.”Lk 20,37-38
  • Die Heiligen gehören zu uns.
    • 1Kor 3,21-23“21 So rühme sich denn niemand ⟨im Blick auf⟩ Menschen, denn alles ist euer. 22 Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges; alles ist euer, 23 ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.”1Kor 3,21-23

Gott wird in der Heiligenverehrung verherrlicht

  • Durch Bewunderung der Heiligen wird Gott verherrlicht: 2Thess 1,10
  • Gott selbst ehrt Seine Heiligen: Joh 12,26

Heiligenverehrung/Fürbitte war gängige jüdische Praxis

  • Wenn Jesus vermeintlich Elija am Kreuz herbeiruft, zeigt es, dass die Juden eine solche Praxis kannten und für so gewöhnlich hielten, dass sie überhaupt auf diese Idee kamen: Mt 27,47
    • Auch kritisieren sie Ihn nicht dafür, obwohl sie Ihn ansonsten wegen jeder Kleinigkeit versucht haben zu kritisieren.
  • Auch wenn Protestanten den Deuterokanon nicht als inspiriert anerkennen, müssen sie ihn dennoch als geschichtliches Zeugnis für die jüdische Praxis ernst nehmen
    • In 2Makk 15,13-17 erscheint Jeremia als Fürbitter und Helfer.

Liturgische und poetische Anrufung von Verstorbenen

  • Zwar kann man sagen, dass Poesie nicht immer wörtlich zu verstehen ist, aber sie kann auch nicht sündiges Verhalten unkommentiert bewerben.
    • Poesie ist keine Ausrede zum Sündigen. Also entweder ist das Anrufen von Toten Sünde oder es ist keine Sünde.
    • Man würde ja auch kein christliches Lied schreiben, wo über das Fremdgehen poetisch berichtet wird, ohne es als schlecht zu konnotieren.
    • Niemand würde beispielsweise Verfluchungen Gottes oder ein falsches Zeugnis im poetischen Kontext dulden.
  • David spricht zu zwei Toten: 2Sam 1,26; 2Sam 3,34
    • Der inspirierte Schreiber tadelt es nicht
      • David ist ein Mann nach dem Herzen Gottes. Ausnahmen werden in der Bibel getadelt.
  • Man muss sogar Engel ansprechen im Gottesdienst!: Psalm 148,1-2; Psalm 103,20-21.
    • Denn wir sollen ja Psalmen singen: Eph 5,19; Kol 3,16
    • Oder überlegt man nicht vorher, was man singt?
  • Die Liturgie sollte doch rein sein von jeder auch nur anrüchigen Praxis!
  • Preisen ist übrigens nicht nur poetisch, sondern eine ganz konkrete kommunikative Handlung.

Contra-Argumente

Jesus ist der einzige Mittler

Zugeständnisse

  • Jesus alleine stellt die Beziehung der Menschheit zu Gott wieder her und erlöst uns somit.

Entgegnungen

  • Die Erlösung muss angewendet und die Anwendung mitgeteilt werden
    • Jeder Missionar und Pastor ist ja ein Vermittler des Evangeliums und somit zusätzlicher Vermittler neben Christus
    • Jesus erscheint nicht jedem Menschen direkt persönlich im Traum, sondern Er nutzt die Gemeinde als Werkzeug
    • Wir sollen andere wortwörtlich “retten”. Die Bibel kennt also sogar soteriologische Sprache für nur vermittelnde Personen.

    “andere aber rettet mit Furcht, indem ihr sie aus dem Feuer reißt, wobei ihr auch das vom Fleisch befleckte Gewand hassen sollt.”

    (Jud 23)

  • Auch andere einzigartigen Funktionen Jesu werden mit uns auf eine andere (geringere) Art und Weise geteilt, ohne dass man daran Anstoß nimmt
    • Ein Hirte: Joh 10,16 – Trotzdem: Joh 21,15-17 Petrus wird zum Hirten gemacht + Pastoren generell (Hirtenamt Eph 4,11)
    • Ein Richter: Joh 5,22: Jesus richtet anstelle des Vaters (siehe auch: Joh 9,39) – Trotzdem: 1Kor 6,1-3: Wir sind auch Richter DIESER Welt und werden sogar Engel richten; Mt 19,28: 12 Stämme Israels werden gerichtet durch Christen
    • Paulus erbringt mit seinen Leiden, was an den Leiden Christi noch aussteht: Kol 1,24
  • Die Bibel selbst kennt im Übrigen auch eine sehr menschliche Sprache, nach der Menschen andere Menschen “retten” und “Sünden zudecken”:
    • Jak 5,20“so soll er wissen: Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken.”Jak 5,20
    • Wir sollten also in unserem Misstrauen und unseren Verdächtigungen bzgl. einer gewissen Formulierung oder Wortwahl nicht biblischer sein als die Bibel und lieber die dahinter liegenden Konzepte beachten.
  • Was ist mit 1Tim 2,5 ?: “Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus”
    • Es steht nicht geschrieben, dass Jesus der einzige Mittler ist, sondern einer.
    • Warum steht dann das Zahlwort “einer” hier? Da es ein ganz bestimmter Mittler ist, den es so tatsächlich nur einmal gibt: Vers 6: “der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat. [Das ist] das Zeugnis zur rechten Zeit”
    • Jesus ist also der eine UND einzige Mittler, der sich selbst auch als Lösegeld gegeben hat. Aber Er ist ein aber nicht der einzige Mittler generell. Eben nur der eine, der genau das getan hat!
    • Weitere Mittler zwischen Gott und den Menschen sind bspw. andere Menschen, die Fürbitte leisten, oder auch ein Engel, der Informationen von Gott zu den Menschen bringt (vgl. Offb 1,1-3).
    • Auch in Vers 1 ermahnt uns Paulus sogar dazu, für andere Christen als Mittler auf verschiedene Arten einzutreten und zwar vor allen Dingen als höchste Christenpflicht der Nächstenliebe: “So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen”

Katholiken betreiben Anbetung in der Praxis (auch wenn es in der Theorie verneint wird)

Zugeständnisse

  • Manche Praktiken von Katholiken mögen optisch aussehen wie Anbetung.
    • Denn wahre Anbetung schließt bspw. auch das Element der Verneigung mit ein.
  • Manche Katholiken können mitunter in Götzendienst abgedriftet sein.

Entgegnungen

  • Der Missbrauch hebt den Gebrauch nicht auf
    • Es ist nicht fair eine Theologie nach deren Missbrauch zu bewerten
  • Verneigungen:
    • Wahre Anbetung kann Verneigungen enthalten, aber nicht jede Verneigung ist auch wahre Anbetung.
    • Alternative Erklärung für Verneigungen: Respekt
      • Respekt vor Familienmitgliedern: Gen 33,3: Jakob beugt sich vor Bruder bis zum Boden 7-mal nieder (Jakob ist laut Lk 13,28 im Himmel!)
      • Respekt vor einem fremden Volk: Gen 23,12: Abraham verneigt sich vor dem Volk des Landes
      • Respekt vor Engeln / Botschaftern: Gen 19,1: Lot vor Engeln
      • Respekt vor Vorgesetzten / Hausherren: Rut 2,10: Rut mit Angesicht auf Erde vor Boas
      • Respekt vor Königen / Herrschern: 1Chr 29,20: Niederfallen vor Gott UND dem König = König wird also gleichzeitig mit Gott geehrt. Also sogar im gottesdienstlichen Kontext und direkt neben der Gottesverehrung. Also noch nicht mal vom Kontext und der Kultur her getrennt. Das was Gott kriegt, kriegt auch der König!
      • Respekt vor Heiligen: Obadja wirft sich vor dem Propheten Elijas nieder: 1Kön 18,7. Die Prophetenjünger werfen sich vor dem Propheten Elischa nieder: 2Kön 2,15.
      • Respekt vor anderen Christen: Ein Heide wirft sich vor Paulus und Silas nieder, ohne von ihnen zurechtgewiesen zu werden; sie erlauben ihm das: Apg 16,29.
      • Respekt vor heiligen Gegenständen und (Engels)Statuen: Im Gebet zu Gott wirft sich Josua vor der Bundeslade nieder, auf der auch Engelsstatuen angebracht waren: Jos 7,6

Kommunikation mit Toten ist (immer und strikt) verboten

Zugeständnisse

  • Die okkulten Praktiken der Totenbeschwörung und der Totenbefragung ist nach Dtn 18,11 verboten.
    • Befragungen beinhalten die Gefahr von Dämonen getäuscht zu werden.

Entgegnungen

  • Heilige sind im Himmelreich und nicht im Totenreich. Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten.
  • Das Hebräische Wort in Dtn 18,11 דרשׁ kann auch einfach nur die Befragung bedeuten, was eben auch Sinn ergibt im Kontext der okkult-heidnischen Praktik der Totenbeschwörung.
    • Das LXX-griechische Wort επερωταω legt den Fokus der Befragung noch viel mehr in den Mittelpunkt.
    • Somit geht es in Dtn 18,11 wohl vielmehr um einen Auskunft-Gesuch als um ein Bitt-Gesuch. Gerade ein Auskunft-Gesuch erfordert ja eine Öffnung einer beidseitigen Kommunikation, während die Bitte ohne Probleme bei einer einseitigen Kommunikation bleibt. Die Gefahr der okkulten Praktik geht ja aber gerade von der beidseitigen Kommunikation aus, wenn Dämonen eine Antwort des Toten vortäuschen. Bei Bitt-Gesuchen an Heilige wird ja nie eine hörbare direkte Antwort erwartet.
  • Es kann in Dtn 18,11 nicht gemeint sein, dass jeder Kontakt mit Toten im absoluten Sinne ausgeschlossen ist.
    • Denn unser aller Vorbild, der Herr Jesus Christus, der ja das mosaische Gesetz perfekt und für uns definierend gehalten hat, hat auch mit verstorbenen und entrückten Heiligen kommuniziert: Lk 9,28-36
      • Eine Ausnahme ist auszuschließen, da er als Mensch unter dem Gesetz war
    • Jesus spricht bei der Auferweckung von Lazarus streng genommen zu einem Toten: Joh 11,41-43
      • Aber nicht nur Jesus durfte das, sondern auch Petrus bei Tabita: Apg 9,36-41
    • Auch der Apostel Johannes redet mit (sicherlich toten) Ältesten im Himmel: Offb 7,13-14

Bilder / Statuen sind (immer und strikt) verboten

Zugeständnisse

  • Es dürfen keine Statuen, Bilder oder irgendetwas physisches bzw. Nicht-Göttliches angebetet werden.
  • Mitunter mögen Abbildungen schwache Brüder zum Götzendienst verführen.

Entgegnungen

  • Abbildungen/Bilder an sich können nicht verboten sein.
    • Jeder hat Fotos von bspw. Familienangehörigen.
    • Jeder hat einen Personalausweis mit Foto.
    • Jeder macht sich Bilder im Kopf.
    • Jesus Christus ist für uns zum Abbild Gottes geworden.
    • Kol 1,15“Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist.”Kol 1,15
  • Es geht nicht um das Anbeten von Materie, sondern das Ehren von durch Materie repräsentierten Personen.
    • Jeder macht das von uns ganz intuitiv:
      • Wer würde bspw. eine Bibel zerreißen und in die Ecke schmeißen?
      • Wer würde auf das Foto eines Angehörigen treten oder spucken?
      • Wer würde die Flagge eines Landes durch den Dreck ziehen und verbrennen?
      • Wir respektieren ganz intuitiv Symbole.
      • Und wenn wir oben genannte Beispiele doch machen, dann auch ganz bewusst, um eben die Symbole respektlos zu behandeln und damit eine Aussage darüber zu treffen, was diese Symbole verkörpern.
    • Manche Leute können sich mit Bildern und Symbolen Dinge besser vorstellen oder sich auf diese konzentrieren.
      • Unsere Kinderbibeln sind ja auch bewusst deswegen voller Bilder, da Kinder erst einmal empirische Erfahrungen benötigen und noch nicht so gut abstrakt denken können.
    • Praktische Probleme
      • Das Evangelium musste mit Bildern erklärt werden.
        • Denn früher waren Bibeln teuer.
        • Denn Menschen konnten früher seltener lesen.
        • Denn Missionare konnten anfangs häufig die Sprache fremder Völker nicht, aber Bilder sind universell verständlich.
        • Symbole können Ideen und ganze Theologien komprimierter und somit schneller vermittelt bzw. kommuniziert werden (bspw. reicht ein Kreuz und jeder weiß bis ins Detail, dass damit der Opfertod Jesu gemeint ist, ohne diesen nochmal ausführlich erklären zu müssen)
  • Gott selbst befiehlt häufig das Anfertigen von Bildern / Skulpturen oder gibt in der Schrift solche Vorbilder.
    • Gott kann man auch nicht der Verführung zum Götzendienst beschuldigen.
    • Mitunter befiehlt Gott diese Anfertigungen sogar für gottesdienstliche/liturgische Zwecke – also im Kontext wo auch Anbetung geschieht.
      • Wir müssen also nuancieren! Es ist keine Ausrede von Katholiken.
    • Ex 25,18-19: Engelfiguren sollten genauestens angefertigt werden für das Heiligste, was es im damaligen Gottesdienst gab: die Bundeslade
    • Ex 26,1+31: Bilder von Engeln
    • 1Kön 6,23-29.35: Engel und Pflanzen
    • 1Kön 7,29: Bildwerk von Tieren
    • Num 21,8-9: Anschauen einer ehernen SCHLANGE!
      • Das Anschauen heilt sogar.
      • Welche scheinbar schlimmeren Symboliken gibt es als die SCHLANGE?
      • Und dann beschweren sich noch manche Leute, warum die Katholische Kirche angeblich Satanisten- oder Freimaurer-Symbolik hat, obwohl die sie es von uns abgekupfert haben.
    • Paulus hat scheinbar auch sehr bildreiche Sprache verwendet und somit Kruzifixe vor das (geistliche) Auge aufgehängt. Wieso dürfen wir dann keine materiellen Kruzifixe benutzen?
    • Gal 3,1“O ihr unverständigen Galater, wer hat euch verzaubert, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht, euch, denen Jesus Christus als unter euch gekreuzigt vor die Augen gemalt worden ist?”Gal 3,1
  • Die Kunstgeschichte belegt, dass Christen von Anfang an Bilder verwendet haben
    • Dass auch die Christen des 1. Jhs. Bildwerke besessen und verwendet haben, beweist auch das Bild der Advocata, der Gottesmutter, die kunsthistorisch auf das 1. Jh., also auf die Apostelzeit, datiert wird, und gemäß der christlich-historischen Überlieferung vom Evangelisten Lukas stammt. Mehr zu diesem Bild erfährt man in dem Buch “Maria von Nazareth – Geschichte, Archäologie, Legenden” vom Historiker Michael Hesemann.

Reliquien werden vergötzt

Zugeständnisse

  • Wir dürfen unsere Hoffnung nur auf Gott setzen.

Entgegnungen

  • Gott bedient sich auch innerweltlicher Werkzeuge.
  • Die Bibel spricht von einer Art “göttlichen Energie”, die in materiellen Objekten sein kann:
    • Mt 9,20-22: Jesu Gewand heilt
    • Apg 19,11-12: Pauli Gürtel und Schweißtücher heilen und treiben Dämonen aus
    • Apg 5,15: Petri Schatten heilt
    • 2Kön 2,11-14: Elias Mantel wirkt Wunder und teilt das Wasser
    • 2Kön 13,21: Knochen des toten Elisas erwecken Leute zum Leben
    • Es ist zu beachten, dass Christen-Leiber ja auch laut 1Kor 6,19 der Tempel des Heiligen Geistes sind.

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