Jak 2,14-24: Warum Jakobus DOCH die Rechtfertigung durch Werke lehrt!

  • 14: Was ist der Nutzen, meine Brüder, wenn jemand sagt, Glauben zu haben, aber er keine Werke hat? Kann etwa der Glaube ihn retten?
    • Τί τὸ ὄφελος, ἀδελφοί μου, ἐὰν πίστιν λέγῃ τις ἔχειν, ἔργα δὲ μὴ ἔχῃ; Μὴ δύναται ἡ πίστις σῶσαι αὐτόν;
    • Vers 13 ist Gerichtskontext („Denn das Gericht verfährt erbarmungslos gegen den, der kein Erbarmen geübt hat“). Es ist also ein soteriologischer Abschnitt und das Retten bezieht sich auf dieses Gericht.
    • Auch steht hier nicht „kann denn der Glaube Errettung demonstrieren, beweisen, bewahrheiten“, sondern „retten“. Das ist die Frage des Abschnittes. Rettet der Glaube?
    • Es geht um das Heil und nicht um die Demonstration des Heils.
    • Auch, wie wir noch sehen werden, wird derselbe Abschnitt aus Genesis zitiert, wie bei Paulus, der es ja auch soteriologisch behandelt. Also muss auch Jakobus hier ein soteriologisches Thema behandeln, oder er würde nicht ein und diesselbe Stelle zitieren, wenn er ein anderes Thema behandeln wollte.
      • Der Heilige Geist wird schon wissen, ob er einen Abschnitt soteriologisch auszulegen hat und Er wird sich nicht in der Auslegung widersprechen.
    • Wenn der Abschnitt aber soteriologisch zu verstehen ist, was soll dann die Frage nach dem Nutzen des Glaubens? Immerhin rechtfertigt der Glaube doch laut den Protestanten allein, oder nicht? Wieso also die rhetorische Frage, ob der Glaube retten kann?
    • Auch steht geschrieben: Nicht DIESER Glaube sondern DER Glaube, also der Glaube an sich, nicht irgend ein falscher Glaube, der zurecht kritisiert werden könnte. Es geht um den Glauben allein und an sich, nicht um eine spezifische Art von Glauben. Und selbst wenn es sich um eine spezifische Art von Glauben handelt, dann eben jener Glaube, der ohne Werke ist. Und dieser rettet nicht.
    • Man sollte hier also nicht auf eine tendenziöse bzw. Fehlübersetzung hereinfallen. Es steht im Griechischen kein Demonstrativpronomen sondern ein Artikel.
      • Es wird ja auch nur gesagt, dass jemand Glauben hat. Vielleicht hat er ihn ja noch nicht einmal. Deswegen ist “dieser” nicht passend als Übersetzung. Solch eine Übersetzung interpretiert schon viel zu viel. Ob es sich um den Glauben an sich oder eine bestimmte Art von Glauben handelt, muss ja erst herausgefunden werden!
    • Dadurch, dass hier aber von diesem bzw. dem Glauben gesprochen wird, wird auch die Option weggenommen, dass es sich um ein bloßes Glaubensbekenntnis handelt. Denn der Glaube ist hier ja scheinbar da. Es stellt sich nur die Frage, ob er rettet.
  • 15-16: Wenn z.B. ein Bruder oder eine Schwester keine Kleidung hat und an der täglichen Nahrung Mangel leidet und dann jemand von euch zu ihnen sagt: »Geht hin in Frieden, kleidet euch warm und eßt euch satt!«, ohne ihnen jedoch das zu geben, was ihr Leib bedarf: welchen Nutzen hat das für sie?
    • Es sind nutzlose Wünsche und nutzlose Werke.
  • 17: So auch der Glaube: Wenn er keine Werke hat, ist er für sich selbst tot.
    • Οὕτως καὶ ἡ πίστις, ἐὰν μὴ ἔργα ἔχῃ, νεκρά ἐστιν καθʼ ἑαυτήν.
    • “Tot” bedeutet hier “fruchtlos”, denn der Glaube nützt und hilft zu nichts.
    • “Tot” bedeutet nicht “nicht-existent”, denn das hätte man ja schreiben können. Jakobus hätte sagen können: Der Glaube existiert dann nicht.
    • Aber er existiert ja und stattdessen schreibt er sogar, dass er “für sich alleine” existiert, wenn man genau übersetzt.
    • Für sich alleine nicht zu existieren ergibt jedoch keinen Sinn. Aber man kann für sich alleine existieren, auch wenn keine Frucht kommt.
    • Der Glaube ist echt, es geht Jakobus aber explizit darum, dass der Glaube nicht alleine sein soll (=”καθʼ ἑαυτήν” = für sich alleine). Es geht also nicht um Qualitäten des Glaubens noch darum, dass er rettend sei. Es geht um den Glauben an sich und “für sich alleine”.
  • 18-19: Doch es wird jemand sagen: »Du hast Glauben, und ich habe Werke; weise mir deinen Glauben nach, der ohne Werke ist, und ich will dir aus meinen Werken den Glauben nachweisen!« 19 Du glaubst, dass es nur einen Gott gibt? Du tust recht daran; aber das glauben auch die Teufel und – schaudern dabei.
    • Hier wird gezeigt, wie man den Glauben vor Menschen darstellen kann. Klar, ohne Frage, dazu braucht man die Werke.
    • Es wird jedoch nicht erörter, ob der Glaube existent ist. Das hatten wir schon belegt: Er IST existent! Und zwar bereits für sich alleine.
  • 20: Willst du wohl erkennen, oh vergeblicher Mensch, dass der Glaube ohne die Werke nutzlos ist?
    • Θέλεις δὲ γνῶναι, ὦ ἄνθρωπε κενέ, ὅτι ἡ πίστις χωρὶς τῶν ἔργων νεκρά ἐστιν;
    • Ich habe die Textvariante ἀργή (= ἀ- ἔργον) anstatt νεκρά gewählt.
      • Anstatt “nutzlos” kann hier auch “tot” stehen, aber ich denke nutzlos erklärt die Stelle besser.
      • Auch untermauert es als Parallele zu V.17, dass tot nicht die Nicht-Existenz bedeutet, sondern die Fruchtlosigkeit. Somit kommt keine zusätzliche Verwirrung auf.
      • Wortwörtlich: “Ein Glaube, der nicht arbeitet”. Also ein Glaube, der keine Frucht bringt.
    • Es ist also die Zusammenfassung des Gesagten: “Denn Du, oh Mensch, sollst es endlich einsehen! Glaube ohne Werke ist nutzlos.”
  • 21: Ist nicht unser Vater Abraham aus Werken gerechtfertigt worden, da er seinen Sohn Isaak auf dem Opferaltar darbrachte?
    • Ἀβραὰμ ὁ πατὴρ ἡμῶν οὐκ ἐξ ἔργων ἐδικαιώθη, ἀνενέγκας Ἰσαὰκ τὸν υἱὸν αὐτοῦ ἐπὶ τὸ θυσιαστήριον;
    • Es handelt sich um eine rhetorische Frage, die Antwort lautet freilich: Ja, Abraham wurde aus Werken gerechtfertigt.
    • Die Rechtfertigung ist im Übrigen vor Gott, da kein Mensch bei der Opferung Isaaks dabei war und auch kein Mensch von dieser geplanten Opferung aufgrund des Befehles Gottes wusste. Und Gott ist es, der danach das Urteil abgibt, dass Er nun weiß. Die Rechtfertigung ist also ohne jeden Zweifel für Gott.
    • Auch kann es nicht mit der Rechtfertigung aus Glauben(sgehorsam) übereinstimmen, denn Abraham glaubte ja bereits schon in Gen 12 und ließ mit dem Auszug aus seinem Land auch Glaubensgehorsam folgen.
      • Man kann es hier nicht aufspalten in Glaube und Glaubensgehorsam.
      • Hebr 11,8: „Durch Glauben leistete Abraham dem Ruf Folge, der ihn in ein Land ziehen hieß, das er zum Erbbesitz empfangen sollte: er wanderte aus, ohne zu wissen wohin.“ (Gen 12)
      • Gal 3,7-9: ”Ihr erkennt also: die Gläubigen, die sind Abrahams Söhne. Weil aber die Schrift voraussah, daß Gott die Völker um des Glaubens willen rechtfertigt, hat sie dem Abraham die Heilsverheißung im voraus verkündigt »In dir sollen alle Völker gesegnet werden.« (Gen 12) Somit empfangen die, welche aus dem Glauben sind den Segen zugleich mit dem gläubigen Abraham.” (Abraham hat evangelischen/rechtfertigenden Glauben bereits in Gen 12)
      • Oder wie es Paulus hervorhebt hatte Abraham die Rechtfertigung bereits in Gen 15,6: „Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit“
      • Also auch eine Rechtfertigung laut Protestanten. Und das alles lange vor der Opferung Isaaks (in Gen 22)! Abraham wurde davor also bereits mehrfach gerechtfertigt.
      • Auch ergibt eine chronologische Spaltung des Rechtfertigungsgeschehens keinen Sinn, da es diese bei beispielsweise Rahab nicht gab, die aber dennoch laut Vers 25 in Jakobus „auf dieselbe Weise“ gerechtfertigt wurde wie Abraham: Also in dem Moment als sie Werke tat.
    • Rechtfertigung ist also kein Event gespalten in 2 Termine, sondern ein Prozess mit ganz vielen Ereignissen.
    • Wenn es um bloßen Glaubensgehorsam ginge, dann hätte Abraham schon viel früher gerechtfertigt werden müssen.
      • Aber es sind die Werke, die immer wieder und wieder und weiter rechtfertigen.
      • Rechtfertigung ist ein Prozess!
  • 22: Siehst du, dass der Glaube mit seinen Werken zusammenwirkte, und der Glaube aus den Werken vollendet wurde?
    • Βλέπεις ὅτι ἡ πίστις συνήργει τοῖς ἔργοις αὐτοῦ, καὶ ἐκ τῶν ἔργων ἡ πίστις ἐτελειώθη;
    • Hier wird gezeigt, wie der Glaube, der schon existiert, zu seiner Frucht/zu seinem Nutzen kommt.
    • Glaube und seine Früchte, die Werke, sind also konzeptionell auf jeden Fall zu trennen.
    • Nur bei der Vollendung, der Frucht, sind sie nicht mehr zu trennen.
    • Eine Frucht/Vollendung ist aber eben nicht garantiert (siehe V.20, der Glaube ist zwar ohne Frucht/Vollendung nutzlos, aber dennoch echt und existent).
    • Glaube wird hier also nicht erst existent, sondern kommt zum Ziel.
      • Dies ist mit Vollendung gemeint: Zum Ziel kommen, nicht zur Existenz kommen!
    • Aber selbst wenn die Vollendung/Frucht garantiert wäre, so ist die Rechtfertigung aus Glauben UND Werken.
    • In Joh 19,28 wird dasselbe Wort benutzt für die Vollendung. Es zeigt, dass eine Sache sehr wohl existent ist, bevor das Ziel erreicht wird: „Darauf, weil Jesus wußte, daß nunmehr alles vollbracht war, sagte er, damit die Schrift ganz erfüllt würde: »Mich dürstet.«“
      • Ist das Alte Testament nicht existent, bevor es hier zu seinem Ziel kam?
      • Nein, es existierte für sich, auch wenn sein Ziel/ seine Frucht erst später eintraf.
      • Jetzt könnte man meinen, dass es ja auf jeden Fall zum Ziel kommt. Immerhin ist es Gottes Prophetie! Man könnte also meinen, dass quasi ein Automatismus oder eine Determinierung besteht. Das soll hier nicht erörtert werden, sondern es soll festgestellt werden, dass Glaube und Werke konzeptionell getrennt und existent sind und dass man daher nicht von Rechtfertigung durch “Glauben allein” sprechen kann. Auch ein Calvinist darf das nicht, selbst wenn es also bei ihm eine Determinierung gibt.
  • 23: Und es wurde das Schriftwort erfüllt, das sagt (Gen 15,6): »Abraham glaubte aber Gott, und es wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet«, und er wurde ›Freund Gottes‹ genannt (Jes 41,8).
    • Καὶ ἐπληρώθη ἡ γραφὴ ἡ λέγουσα, Ἐπίστευσεν δὲ Ἀβραὰμ τῷ θεῷ, καὶ ἐλογίσθη αὐτῷ εἰς δικαιοσύνην, καὶ φίλος θεοῦ ἐκλήθη.
    • Hier haben wir das Zitat aus Gen 15.
  • 24: Ihr seht also, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird, und nicht aus Glauben allein.
    • Ὁρᾶτε τοίνυν ὅτι ἐξ ἔργων δικαιοῦται ἄνθρωπος, καὶ οὐκ ἐκ πίστεως μόνον.
    • Das einzige Mal, wo die Phrase “Glauben allein” tatsächlich in der Bibel vorkommt. Und hier wird es verneint! Der Vers spricht für sich: Sola Fide ist falsch.
    • Eine reine Ehrenrettung (vindication anstatt justification) Abrahams ist auch nicht möglich, da diese dann auch durch Glauben geschieht, wenn auch nicht durch diesen allein. Aber was bleibt dann beim Glauben noch an soteriologischem Impact übrig? Wieso wird dann noch die Phrase “Glauben allein” verwendet? Denn niemand behauptet doch ernsthaft, dass eine Ehrenrettung durch Glauben allein funktioniert. Hier würde Jakobus also gegen einen Strohmann ankämpfen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn!

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