Sola Scriptura

⚠️ Wenn eine Lehre vermeintlich oder auch tatsächlich unbiblisch ist, so heißt es nicht, dass sie anti-biblisch ist.

Tatsächlich glauben Katholiken, dass all ihre Lehren nicht im Widerspruch zur Bibel stehen, selbst wenn sie so nicht explizit in der Bibel vorkommen sollten! Wenn etwas nicht explizit oder auch implizit in der Bibel vorkommt, heißt das nicht zwangsläufig, dass es dem Inhalt der Bibel widersprechen muss. Diese Unterscheidung ist essentiell, damit Protestanten die katholische Position nachvollziehen können, die alles andere als bibelkritisch oder gegen Bibel gerichtet ist.

”Da also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte.”

Dei Verbum 11 – 2. Vatikanisches Konzil

Begriffsbestimmung: Sola Scriptura vs. Solo Scriptura

💡 Einige gebildetere Protestanten unterscheiden zwischen Sola und Solo Scriptura. Sie weisen mit dem Bezug auf Solo Scriptura gerne kritische Anfragen an ihr Sola Scriptura Prinzip als Biblizismus-Strohmänner zurück. Wenn aber die Schrift alleine die höchste Autorität für Glaubensfragen ist (Sola Scriptura), dann wird sie de facto auch die einzige Autorität (Solo Scriptura). Denn bei jeder anderen Autorität kann man skeptisch hinterfragen:

  • Wieso gerade diese Autorität?
  • Hat diese Autorität überhaupt Recht?
  • Wer entscheidet letzten Endes über die Wahrheit in einer Kontroverse zwischen konkurrierenden Autoritäten? Die Schrift und somit also doch Solo Scriptura?

 

  • Sola und Solo Scriptura machen am Ende des Tages in der Praxis keinen Unterschied.
    • Denn wer interpretiert die Schrift letztgültig? Die Kirche mit der Tradition oder ich selbst?
      • Selbst wenn ich Traditionen und Kirchen mitreden lasse, bin ich ja derjenige, der entscheidend auswählt, welche Tradition und Kirche überhaupt zulässig ist und welcher ich mich unterordne.
      • Und somit habe ich bei Sola Scriptura auch die letzte Auslegungsautorität, wenn auch indirekt, da ich sie an Kirchen und Traditionen delegieren kann.
      • Auch kann kein vermeintliches Evangelium oder eine Regula Fidei herangezogen werden, nach dessen Kriterien ich mich unterordnend orientiere. Denn auch solch ein Evangelium und solch eine Glaubensregel habe ich mir ja zuerst anhand meiner eigenen Autorität und meiner eigenen Bibelauslegung ausgewählt bzw. ich habe vielleicht ganz viele andere (auch historische legitime und in apostolischer Sukzession stehend vermittelte) Regulae abgelehnt, um im Ausschlussverfahren zu meiner Regel zu gelangen.
        • Selbst wenn man den Protestanten für das Argument einmal zugestehen würde, dass sie irgendwie das objektive Evangelium erkannt haben, so bleibt das Solo Scriptura Problem hier für Sola Scriptura bestehen.
          • Denn die Reformierte Kirche soll ja “semper reformanda” sein, also immer wieder geprüft und gegebenenfalls reformiert werden.
          • Dieses Wächteramt über das vermeintliche Evangelium muss aber jemand ausüben.
          • Und dieser jemand bin in letzter Instanz ich selbst.
            • Denn ich bin einer Kirche nur solange Gehorsam, wie sie meiner Auslegung folgt.
            • Tut sie es nicht (mehr), werde ich Reformator.
          • Denn das ist ja der ganze Gründungsmythos und die Rechtfertigung des Protestantismus an sich, dass man im Zweifel gegen die eigene Kirche rebelliert, um das Evangelium zu schützen.
          • Ich muss also immer davon ausgehen, dass meine Kirche, die als Leitfaden für ein vermeintliches Sola anstatt Solo Scriptura dient, abfallen kann.
          • Und eine einmal korrupte Kirche kann sich ja nicht selbst heilen/reformieren, sonst müssten die Protestanten ja zugestehen, dass sie und Luther in der Katholischen Kirche ausharren hätten sollen (wie es übrigens die Heiligen getan haben, als es tatsächlich zu Missständen in der Kirche kam).
            • Vermeintlichen und echten Missständen ist mit Gebet und nicht mit Abspaltung zu begegnen!
    • So wird Sola Scriptura immer letztlich zum Solo Scriptura.
      • Es sei den man erkennt das Problem und löst sich von Sola Scriptura (und wird Katholik).
  • Der Tu Quoque Vorwurf an Katholiken:
    • Man wirft uns Katholiken (insbesondere den Konvertiten zum Katholizismus) vor, dass wir unsere Kirche und Tradition ja auch aus unserer eigenen Autorität heraus gewählt haben und damit nicht besser sind als Sola Scriptura Vertreter.
    • Der Tu Quoque Vorwurf ist ein logischer Fehlschluss, da er nicht dazu dienen kann, die eigene Position zu stärken. Bestenfalls dient er dazu, den Gegner derselben Mängel zu überführen. Dies aber um den Preis des Zugebens der eigenen fatalen Mängel!
    • Aber ist dieser Vorwurf berechtigt?
      • Tatsächlich beschreibt dieser Vorwurf den initialen Prozess, wie ein protestantischer Konvertit katholisch wird.
      • Der qualitative Unterschied ist hier jedoch, dass der Protestant weiterhin in seinem Subjektivismus gefangen bleibt, während der frische Katholik zwar durch einen Subjektivismus zur Katholischen Kirche gefunden hat, diesen aber quasi an der Garderobe abgeben muss, will er (aufrichtiger) Katholik sein.
        • Denn in der Katholischen Kirche gilt kein Sola oder gar Solo Scriptura mehr.
        • Man unterwirft sich der Autorität des lebendigen Lehramtes.
    • Man wirft uns Katholiken außerdem vor, dass auf wir dasselbe Problem haben, nur auf die Ebene des Lehramtes verschoben.
      • Wer legt den Ausleger aus?
      • Hierbei wird aber der qualitative ontologische Unterschied zwischen einem Buch und einer Person verkannt.
        • Ein Buch kann bestenfalls Einwände antizipierend einen limitierten Rahmen abstecken. Die Auslegung bleibt limitiert.
        • Eine Person (des lebendigen Lehramtes) kann eine unlimitierte fortwährende Auslegung liefern und sogar in einen Dialog mit mir treten.
      • Einwand: Die Bibel sei auch lebendig.
        • Tatsächlich ist dies nur über das Wort Gottes ausgesagt (vgl. Hebr 4,12).
        • Das Wort Gottes ist aber mehr als die Bibel (siehe weiter unten) und zwar auch die Tradition, die in der Katholischen Kirche lebendig war, ist und bleibt.
        • Die Bibel ist eine Teilmenge des Wortes Gottes.
        • Diese Teilmenge ist jedoch verschriftlicht und somit starr geworden. Sie ist eben ein Buch und keine Person oder Gruppe von Personen.
        • “Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig” (2Kor 3,6) und in der Tradition (auch der Auslegungstradition der Bibel) ist der Geist am Wirken, während ein Buch ohne inspirierte Auslegung erst einmal tatsächlich nur das ist: Tote Buchstaben aus Tinte.
      • EInwand: Am Ende des Tages bin es ja dann doch ich, der das Lehramt auslegt.
        • Der Einwand verkennt, wie die Katholische Kirche funktioniert.
        • Er bewertet es mit protestantischem Sola Scriptura Mindset.
        • Wie bereits gesagt muss der aufrichtige Katholik seine eigene Autorität der des Lehramtes unterordnen.
        • So ist der einzelne Katholik vielleicht temporär chronologisch der letzte Ausleger in einer Reihe von Auslegungen, aber eben nicht hierarchisch-autoritativ.
        • Das Lehramt hat die letzte Autorität und darf mich jedes Mal korrigieren.
      • Einwand: Das katholische Ideal wird in der Praxis nicht immer eingehalten.
        • Das mag stimmen, ist aber keine Widerlegung des katholischen Ideals.
        • Es zeigt nur, dass katholische Menschen auch fehlerhaft sind und Sünder.
        • Genauso wie bei Protestanten niemand perfekt sich immer an die Bibel hält, so gibt es auch bei Katholiken immer wieder Fälle, wo Katholiken gegen das Lehramt rebellieren (ob äußerlich oder innerlich).
        • Der Punkt ist hier aber, dass diese rebellischen Katholiken ja dann quasi zu Protestanten werden. Man hört diesen Protest ja bei Protestanten schon im Namen!

Was ist überhaupt das Wort Gottes?

⚠️ Die entscheidende Frage ist: Gibt es noch andere Dinge außerhalb der Heiligen Schrift, die Wort Gottes sind? Und was sagt eigentlich die Bibel selbst dazu? Gerade die letzte Frage ist wichtig, da Protestanten oft ein Unbehagen haben, wenn man andeutet, dass noch etwas anderes außerhalb der Bibel Wort Gottes sein könnte. Denn dies würde bedeuten, dass die Bibel nicht mehr die alleinige Autorität in allen Glaubensfragen ist. Dies empfinden viele Protestanten instinktiv als gefährlich für ihren Glauben. Manche von ihnen sehen darin sogar beängstigende schwärmerische Tendenzen, die am Ende vielleicht sogar den Verlust des Glaubens an Christus zur Folge haben könnten, wenn man sich für Wahrheit außerhalb des vermeintlich auf die Bibel begrenzten Wort Gottes öffnet. Deswegen ist es in dieser Frage so entscheidend, die Bibel als Wort Gottes selbst zur Sprache kommen zu lassen und die Ängste der Protestanten nicht zu groß werden zu lassen.

  • Viele Protestanten begehen den großen Fehler, das Wort Gottes mit der Bibel gleichzusetzen.
    • Natürlich ist die Bibel ganz sicher das Wort Gottes, das steht nicht zur Debatte.
    • Aber sie ist nicht deckungsgleich mit dem Wort Gottes. Weitere Dinge, die Wort Gottes sind:
      • Christus selbst (Joh 1,1.14)
      • Offenbarungen Gottes generell (wird niemand leugnen)
      • Prophetisches mündliches Predigen
        • Lk 3,2“unter den Hohenpriestern Hannas und Kajaphas, da erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste.”Lk 3,2
      • Apostolisches mündliches Predigen
        • 1Thess 2,13“Darum danken wir auch Gott unablässig, dass ihr, als ihr das von uns verkündigte Wort Gottes empfangen habt, es nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort , das auch wirksam ist in euch, die ihr gläubig seid.”1Thess 2,13
        • Es muss eine mündliche Tradition gewesen sein, da es ja keinen 0. Thessalonicherbrief gibt.
      • Das Evangelium / die christliche Message
        • Apg 6,7“Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger mehrte sich sehr in Jerusalem; auch eine große Zahl von Priestern wurde dem Glauben gehorsam.”Apg 6,7
    • Man kann also Wort Gottes zusammenfassend wie folgt definieren: Die Gesamtheit der christlichen Glaubensbotschaft unabhängig vom Medium.
    • Daraus folgt, dass wir unbedingt darauf achten müssen, dass wenn in der Bibel von Wort Gottes die Rede ist, wir nicht wie selbstverständlich annehmen dürfen, dass es sich um die Schrift handelt.
    • Die meisten Argumente für Sola Scriptura fallen damit schon einmal weg, wenn wir das Wort Gottes nicht so eingeengt verstehen!
  • Es folgt daraus, dass nicht die Bibel alleine das Wort Gottes ist.
    • Sie ist nicht alleine unfehlbare Offenbarung.
    • Damit ist Sola Scriptura widerlegt und man könnte hier bereits die Diskussion beenden.
    • Maximal könnte man einwenden, dass die Bibel der einzige uns derzeit schriftliche vorliegende Ausdruck des Wortes Gottes ist.
      • Denn die mündlichen apostolischen Lehren und Traditionen könnten theoretisch niemals niedergeschrieben worden sein.
      • Es gibt ja auch mindestens noch einen weiteren Korintherbrief.
        • 1Kor 5,9“Ich habe euch in dem Brief geschrieben, dass ihr keinen Umgang mit Unzüchtigen haben sollt;”1Kor 5,9
      • Wir hören von nicht niedergeschriebenen Prophetien in der Bibel.
        • Apg 15,32“Und Judas und Silas, die selbst auch Propheten waren, ermahnten die Brüder mit vielen Worten und stärkten sie.”Apg 15,32
      • Es wird zudem von einem Laodizeabrief berichtet.
        • Kol 4,16“Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde der Laodizeer gelesen wird, und dass ihr auch den aus Laodizea lest.”Kol 4,16

Die Schrift lehrt ausdrücklich gegen ein Sola Scriptura-Prinzip

  • Die Schrift kennt eine autoritative apostolische Tradition neben der Schrift selbst.
    • Das Festhalten an der Tradition wird gelobt.
      • 1Kor 11,2“Ich lobe euch, Brüder, dass ihr in allem an mich gedenkt und an den Überlieferungen festhaltet, so wie ich sie euch übergeben habe.”1Kor 11,2
    • Die mündliche Tradition ist auch Gottes Offenbarung. Da es keinen inspirierten 0. Thessalonicherbrief gibt, auf das sich dies beziehen könnte, ist es klar, dass es sich um eine mündliche apostolische Lehre handeln muss.
      • 1Thess 2,13“Darum danken wir auch Gott unablässig, dass ihr, als ihr das von uns verkündigte Wort Gottes empfangen habt, es nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das auch wirksam ist in euch, die ihr gläubig seid.”1Thess 2,13
      • Auch dieses Wort Gottes ist wirksam. Es könnte also dem entsprechen, was auch in Hebr 4,12 als wirksames Wort Gottes genannt wird.
        • Hebr 4,12“Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens.”Hebr 4,12
    • Er wird ermahnt, an der Schrift UND der Tradition festzuhalten.
      • 2Thess 2,15“So steht denn nun fest, ihr Brüder, und haltet fest an den Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch ein Wort oder durch einen Brief von uns.”2Thess 2,15
      • Diese wörtliche Tradition bezieht sich gewiss auf die Tradition, die in 1Thess 2,13 als Wort Gottes im Kontrast zum Menschenwort identifiziert wird.
    • Die apostolische und christliche explizit mündliche (gehörte) Tradition soll gesichert und weitergegeben werden.
      • 2Tim 2,2“Und was du von mir gehört hast durch viele Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, die fähig sein werden, auch andere zu lehren.”2Tim 2,2
    • Wir wissen definitiv nicht alles aus der Schrift, was Paulus mündlich gelehrt hat.
      • Wir wissen bspw. nicht, wer zurückhält, obwohl die Thessalonicher das angeblich wissen.
      • Aus dem 1Thess wissen sie es garantiert nicht.
      • Auch keine andere Stelle in der Bibel lehrt es explizit.
      • Paulus sagte es den Thessalonichern als er noch bei ihnen war (2Thess 2,5).
      • Es bleibt, rein biblisch gesehen, spekulativ, um wen oder was es sich hierbei handelt.
      • 2Thess 2,5-6“5 Denkt ihr nicht mehr daran, dass ich euch dies sagte, als ich noch bei euch war? 6 Und ihr wisst ja, was jetzt noch zurückhält, damit er geoffenbart werde zu seiner Zeit.”2Thess 2,5-6
  • Es ist offensichtlich: Es gibt eine gute und eine schlechte Tradition.
    • Nicht jede Tradition ist reines Menschenwort.
    • Die Bibel und der Kanon selbst sind eine (auch menschliche) Tradition
    • Nicht jede Tradition ist schlecht.
    • Eine bestimmte Tradition, die sich ja gerade dadurch auszeichnet, dass sie nicht in der Bibel steht, ist laut Bibel also gut und Wort Gottes.
    • Es ist eigentlich ganz logisch, denn damals hatten die Christen noch keine Bibel und waren dennoch gute Christen.
    • Tradition ist, was geglaubt und gelebt wurde. Es gibt unterschiedliche Gewichtungskriterien.
      • Nicht alles, was Tradition heißt, ist auch gleich heilige apostolische Tradition und Wort Gottes.

Die Scriptura lehrt selbst nicht das SOLA in Sola Scriptura

  • Die Heilige Schrift lehrt freilich, dass sie höchste Autorität hat, gerade weil sie ja auch Wort Gottes ist.
    • Aber nirgendwo lehrt die Schrift, dass sie alleine Wort Gottes ist und somit alleine höchste Autorität ist.
    • Die meisten Stellen, die für Sola Scriptura ins Feld geführt werden, belegen nämlich genau nur das: Die Schrift hat göttliche Autorität.
    • Da dies aber die katholische Seite nicht bestreitet, sind diese Verse irrelevant und belegen Sola Scriptura nicht.
  • Hier sollen die wichtigsten Verse untersucht werden, die angeblich Sola Scriptura lehren:

2Tim 3,16-17

📖 “Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.”

  • Die Schrift ist nicht perfekt sondern nur nützlich (ophelimos; schwaches Wort), den Menschen Gottes perfekt zu machen.
    • Also werden noch andere Dinge benötigt (z.B. die Tradition).
    • Sie mag notwendig oder die letzte Zutat sein, aber sie ist nicht die einzige hinreichende Bedingung, um dieses Ziel zu erreichen.
    • Wir brauchen die volle Waffenrüstung Gottes und nicht nur das die Schrift!
  • Mit derselben Logik, mit der 2Tim 3,16-17 für Sola Scriptura missbraucht wird, könnte man auch 2Tim 2,21 für eine “Sola Reinigung” Lehre missbrauchen.
    • Die Aussage ist nämlich dieselbe:
    • 2Tim 2,21“Wenn nun jemand sich von solchen reinigt, wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt und dem Hausherrn nützlich, zu jedem guten Werk zubereitet. (Reinigung bewirkt auch Zubereitung zu jedem guten Werk.”2Tim 2,21
  • Mit derselben Logik, mit der 2Tim 3,16-17 für Sola Scriptura missbraucht wird, könnte man auch Jak 1,4 für eine “Sola standhaftes Ausharren” Lehre missbrauchen.
    • Die Aussage ist nämlich dieselbe:
    • Jak 1,4“Das standhafte Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollständig seid und es euch an nichts mangelt”Jak 1,4
    • Es werden hier sogar noch stärkere Worte im Griechischen verwendet als in 2Tim 3,16-17.
  • Der Kontext redet nur vom Alten Testament.
    • Das Argument geht also nach hinten los. Maximal könnte man Sola Altes Testament belegen.
      • Gilt aber einmal Sola AT, dann kann man das nicht mehr in Sola AT + NT umwandeln ohne gegen Sola AT zu verstoßen.
    • 2Tim 3,15“und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.”2Tim 3,15
    • Ist 2Tim 3,16-17 überhaupt Teil der Bibel?
      • Denn Paulus schreibt ja diese Wahrheit mit seiner Feder als Timotheus noch gar nichts von dem 2. Timotheusbrief gehört hat.
      • Und man müsste da dann sofort auch den Kanon beenden, wenn man 2Tim 3,16-17 nicht gerade als Zukunftsprophetie auslegen will.
      • Und als Prophetie kann man es nicht auslegen, denn es muss immer auch eine konkrete Anwendung für den Adressaten Timotheus gehabt haben!
      • Und die Sola Scriptura Anwendung sagt deutlich, dass das AT reicht.
        • Das AT weißt uns auf Christus hin mit den Vorschatten und lehrt uns das Moralgesetz. Sollte doch für Christen genügen, oder? 😉
  • Es heißt in der Stelle nicht, dass nicht auch andere Dinge ausrüsten können.
    • Wenn überhaupt, dann würde es hier also maximal lehren, dass die Bibel ausreichend ist, aber nicht, dass die Bibel die einzige Quelle der Wahrheit ist.
    • Sie liefert eben genug wahres Material.
    • Es gibt sogar in der katholischen Theologie eine bisher nicht verurteilte und somit legitime Strömung der “material sufficiency”, die genau das besagt:
      • Alle Dogmen sind explizit oder implizit in der Bibel verborgen.
  • Wörter wie „alle“ und „ganz“ und „jeder“ sind nicht immer als absolute Angaben zu verstehen, sondern sind ein Stilmittel um einen Punkt zu unterstreichen.
    • Gott hat ja am Kreuz auch nicht Satan mit sich selbst versöhnt.
      • Kol 1,20“und durch ihn alles mit sich selbst zu versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes — durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was im Himmel ist.”Kol 1,20
    • Die Bibel ist nun einmal mega nützlich, aber natürlich nicht im absoluten Sinne!
  • Bibel (als Buch) übernimmt beispielsweise für uns einige Dinge nicht, die trotzdem notwendig sind:
    • Das Interpretieren: Diese Arbeit müssen wir schon selbst machen.
      • Z.B. der Missionsbefehl: Für wen gilt er, was beinhaltet er und wann, wo als auch wie oft sollen wir denn missionieren?
      • Mehr dazu im Kapitel zum Interpretstionsproblem…
    • Die Anwendung: Ich muss das Interpretierte auch irgendwie im Kontext meines Lebens anwenden.
      • Z.B. auf unsere Lebenssituation: Soll ICH persönlich missionieren. Wo genau? Die ganze Welt? Ja, aber wo soll ich konkret anfangen? Oder soll ich lieber an Missionare spenden? Soll ich eine Webseite betreiben oder Straßenprediger werden?
      • Die Bibel gibt uns nur die Werkzeuge / Ausrüstung an die Hand. Wir brauchen aber auch die Tradition, um sie richtig anwenden zu können.
      • Mehr dazu im Kapitel zum Anwendungsproblem…
    • Das Handeln: Ich muss nach Interpretation und Anwendungsbeschreibung auch konkret ins handeln kommen.
      • Die Bibel kann nur meine Motivation und Anweisung sein. Die Taten muss ich aber selbst ausführen.
      • Zwar leugnet das der Vers nicht, aber es sollte unbedingt auch gesagt werden, um beispielsweise einer Sola Fide Mentalität entgegenzuwirken.
  • Die Schrift rüstet den Mensch Gottes aus, damit er komplett ausgerüstet wird.
    • Das heißt aber nicht, dass die Schrift an sich auch komplett ausgerüstet ist.
    • Das ist eine Spekulation und nicht gute Exegese.
      • Denn die Schrift könnte den Menschen auch laut der Stelle nur vollenden, aber nicht ihm alles geben.
      • Das steht da nicht. Es ist einfach eine Annahme, die von Sola Scriptura Vertretern in den Text hineingelesen wird.
      • Beispiel: Wenn ich für eine Bergwanderung nur noch Wanderschuhe brauche, dann kann es sein, dass ein Schuhgeschäft mich ganz zubereitet, zu jeder Bergwanderung völlig ausgerüstet zu sein.
        • Das ist eine wahre Aussage.
        • Aber es unterschlägt eben, dass ich den Rucksack, die Wanderstöcke und ausreichend Trinken schon als Grundbasis hatte und zuvor wo anders eingekauft habe.
      • Wenn die Schrift mich also komplettiert, dann setzt es voraus, dass ich schon bspw. eine mündliche Tradition habe, auf der sie ansetzen kann.
      • Aber auch ganz banale Dinge muss ich ja schon vorher wissen: Ich muss Deutsch können. Ich muss wissen, was ein Baum ist, wenn die Bibel bspw. über Bäume im Garten Eden redet, es aber nicht vorher definiert.
  • Wie wird man überhaupt ein Mensch Gottes ohne die Schrift vorher zu kennen?
    • Denn die Schrift kommt ja hier hinzu, um den Mensch Gottes weiterzuführen, wie die Bibelstelle aussagt.
    • Es setzt aber schon voraus, dass es sich um einen Mensch Gottes handelt. Er wird jetzt nur noch, wie bereits gesagt, komplettiert.
    • Doch wie wurde er ein Mensch Gottes?
      • Das zeigt, dass es eben mehr braucht als nur die Schrift. Diese kann dann an dieses “Mehr” andocken und darauf aufbauen.
    • Des Weiteren müsste man auch erst einmal die Auslegung ausschließen können, dass es sich beim Terminus „Mensch Gottes“ nicht um bspw. einen Kleriker geht.
      • Immerhin ist der 2. Timotheusbrief Pauli Anleitung für Timotheus um ihn in seinem klerikalen Dienst auszubilden (Pastoralbrief).
      • Vielleicht gilt die Aussage nur für Leute wie Timotheus und nicht für Laien. Von der Hand zu weisen ist diese Auslegung aufgrund des Kontextes und Adressaten erst einmal nicht.
    • Wer auch immer mit “Mensch Gottes” gemeint ist, klar ist, dass man sich erst einmal dafür auf irgendeine Art und Weise qualifizieren muss.
      • Vorher kann man diesen Vers nicht für sich in Anspruch nehmen.
      • Jemand, der aber bisher gar keine Lehre erhalten hat, ist kein Mensch Gottes!
      • Deswegen lehrt die Bibelstelle, dass man durch die Schrift komplett wird, aber erst einmal eine Grundbasis braucht.
  • Analogie: “Meine Fernbedienung ist vom TV-Hersteller und nützlich um den Fernseher einzuschalten, den Sender umzuschalten und die Lautstärke zu regulieren, damit der Mensch des Feierabends ganz zubereitet sei, ausgestattet für ein ganzes Wochenende Bundesliga.”
    • Heißt das, dass der TV-Hersteller nur Fernbedienungen herstellt? Nein!

Apg 17,11

📖 “Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte.”

  • Das Prüfen anhand der Schrift ist eine gute Eigenschaft der Beröer.
    • Es heißt aber nicht, dass die Schrift ihre einzige und höchste Autorität war. Sie sind eben besser als die Thessalonicher, die das Offensichtliche in der Schrift einfach nicht wahrhaben wollten und sich für den Unglauben entschieden.
  • Edler sind sie, da sie kein Aufstand geübt haben, wie die in Thessalonich, und nicht etwa weil sie alles prüfen!
  • Da sie ja Juden und noch keine Christen sind, ist es nur verständlich, dass sie erst einmal alles anhand der Schriften prüfen, bevor sie sich auf apostolische Autorität verlassen.
    • Im Übrigen sollten die Apostel auch für Protestanten Autorität haben!
    • Wenn ein Apostel heute leben würde, hätte er die gleiche Autorität wie die Schrift und man dürfte die Schrift nicht gegen ihn ausspielen.
    • Genauso darf man die apostolische Kirche nicht gegen die Schrift ausspielen und umgekehrt.
    • Und natürlich mussten die Juden in der Schrift prüfen – selbst wenn diese bei ihnen keine besondere Autorität hätte, da ja Paulus hauptsächlich mit dieser argumentierte.

1Kor 4,6

📖 “Das aber, meine Brüder, habe ich auf mich und Apollos bezogen um euretwillen, damit ihr an uns lernt, in eurem Denken nicht über das hinauszugehen, was geschrieben steht, damit ihr euch nicht für den einen auf Kosten des anderen aufbläht.”

  • Wie selbst protestantische Kommentatoren zugeben, ist dieser Vers einer der schwierigsten Stellen im Neuen Testament.
    • Es wurden zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten vorgeschlagen.
    • Eine Auslegung besagt, dass es sich hierbei um eine rabbinische Tradition handelt.
      • Wenn sich dieser Vers auf eine rabbinische Tradition bezieht, dann ist er jedoch selbstwiderlegend für Sola Scriptura, wenn Paulus nicht mal einen AT-Vers als Beleg anführen kann, sondern auf außerbiblische Traditionen zurück greift.
  • Nach einer Sola Scriptura Auslegung dieser Stelle müsste ja die Schrift selbst hier gegen sich verstoßen.
    • Weil z.B. in Judas 1,14f auch das außerbiblische Buch Henoch zitiert wird.
  • Auch würde Paulus gegen diese Schriftstelle verstoßen, da er ja weiterhin hinzufügt und somit über die bisherige Schrift hinausgeht.
    • Mindestens aber 2Kor muss dann wegfallen und alle späteren (Paulus-)Briefe des Kanons.
    • In 1Thess 2,13 + 2Thess 2,15 geht Paulus selbst über die Schrift hinaus, indem er auf mündliche Tradition verweist.
    • Paulus zitiert ein Herrenwort, was nirgendwo sonst in der Bibel vorkommt.
      • Apg 20,35“In allem habe ich euch gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen soll, eingedenk der Worte des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist glückseliger als Nehmen!”Apg 20,35
    • Paulus zitiert die Namen der Zauberer des Pharaos, die im Alten Testament nicht überliefert sind.
      • 2Tim 3,8“Auf dieselbe Weise aber wie Jannes und Jambres dem Mose widerstanden, so widerstehen auch diese [Leute] der Wahrheit; es sind Menschen mit völlig verdorbener Gesinnung, untüchtig zum Glauben.”2Tim 3,8
  • Aber der Kontext von 1Kor legt nahe (6 AT-Zitate), dass es Paulus um das Thema Gottes vs. Menschen-Weisheit geht.
    • Der Vers sagt ja auch, dass man sich nicht aufblähen soll.
    • Und man soll dann nicht über das hinaus gehen, was geschrieben steht und was Paulus eben zum Thema vorher zitiert hat.
      • Man beachte: Es heißt “was geschrieben steht” und nicht “die Schrift”.
    • Also sagen wir mal für’s Argument: Man soll also nicht über die göttliche Weisheit hinaus gehen.
      • Aber es heißt nicht, dass die göttliche Weisheit nur in der Bibel zu finden ist.
      • „Was geschrieben steht“ ist nicht die Quelle der göttlichen Weisheit, sondern die Quelle der Zitate, welche ermahnen, dass man nicht über die göttliche Weisheit hinaus gehen soll!
    • Hier die 6 AT-Zitate, die Paulus in dem Kontext vorher erwähnt:
      • 1Kor 1,9“denn es steht geschrieben: »Ich will zunichtemachen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen«.”1Kor 1,9
      • 1Kor 1,31“damit [es geschehe], wie geschrieben steht: »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn!«”1Kor 1,31
      • 1Kor 2,9“sondern, wie geschrieben steht: »Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und keinem Menschen ins Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben«”1Kor 2,9
      • 1Kor 3,19-20“Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott; denn es steht geschrieben: »Er fängt die Weisen in ihrer List«. Und wiederum: »Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, dass sie nichtig sind«.”1Kor 3,19-20
    • Kurz gesagt: Der Kontext macht klar, dass Paulus meint, dass man nicht über das hinaus gehen soll, was die Schrift über Stolz lehrt. Dass man sich auf die göttliche Weisheit berufen soll und nicht auf reine menschliche Hochmut-Weisheiten.

Mk 7,5-13

📖 “Daraufhin fragten ihn die Pharisäer und Schriftgelehrten: Warum wandeln deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Alten, sondern essen das Brot mit ungewaschenen Händen? Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Trefflich hat Jesaja von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: »Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist fern von mir. Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind.« Denn ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen ein, Waschungen von Krügen und Bechern; und viele andere ähnliche Dinge tut ihr. Und er sprach zu ihnen: Trefflich verwerft ihr das Gebot Gottes, um eure Überlieferung festzuhalten. Denn Mose hat gesagt: »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!«, und: »Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben!« Ihr aber lehrt [so]: Wenn jemand zum Vater oder zur Mutter spricht: »Korban«, das heißt zur Weihegabe ist bestimmt, was dir von mir zugutekommen sollte!, dann gestattet ihr ihm auch fortan nicht mehr, irgendetwas für seinen Vater oder seine Mutter zu tun; und so hebt ihr mit eurer Überlieferung, die ihr weitergegeben habt, das Wort Gottes auf; und viele ähnliche Dinge tut ihr.“

  • Es geht in dem Text um Scheinheiligkeit und die falsche Herzenshaltung.
  • Es gibt auch gute Traditionen, wie auf dieser Webseite bewiesen wird (z.B. 1Kor 11,2; 2Thess 2,15).
  • Traditionen (selbst heilige apostolische) und Schrift dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, so wie die Juden es hier machen.
    • Man spielt ja auch nicht einzelne Bücher oder Aussagen der Schrift gegeneinander aus.
    • Es wird hier also die Praxis der Juden kritisiert.

Die Scriptura lehrt selbst nicht die SCRIPTURA in Sola Scriptura

💬 Protestanten haben eine fehlbare Liste unfehlbarer Bücher.

nach dem prot. Theologen R.C. Sproul

  • Die Schrift hat kein inspiriertes Inhaltsverzeichnis.
    • Man könnte zwar postulieren, dass es ein solches Verzeichnis (Kanon) gibt, aber wir können es halt mit der Schrift alleine nicht erkennen. Somit wäre es laut Sola Scriptura ein fehlbares und somit fragwürdiges Unterfangen.
    • Wenn aber mein Kanon fehlerhaft ist, kann ich nicht mit der Bibel argumentieren, denn ich weiß ja nie, ob mein Vers in einem inspirierten Buch des Kanons steht.
  • Wieso sollte man auf die Kirche und Kirchenväter vertrauen in der Frage des Kanons, wenn man sie sonst ablehnt und als Häretiker ansieht?

Das Problem der Textkritik

  • Genau wie beim Kanon, stellt sich auch bei der Textkritik die Frage: Wer entscheidet, welches Manuskript oder welche Lesart eines Verses die Bibel ist?
    • Textkritik ist eine Notwendigkeit, selbst wenn man nichts von Textkritik hält.
    • Denn sobald man sich für eine Lesart entschieden hat, hat man eine textkritische Entscheidung getroffen.
      • Die Gründe sind hierbei nebensächlich, denn der Effekt ist eben eine textkritische Wahl, selbst wenn man es nicht weiß oder wahr haben will.
  • Vielleicht gibt es ja ein Manuskript, was Dich all Deiner tollen Argumente beraubt, weil sie darin nicht vorkommen.
    • Die Kirche kann mit dem unfehlbaren Lehramt auf textkritische Probleme reagieren.
    • Der Protestant bleibt immer in Ungewissheit darüber, was Wort Gottes ist.
  • Und überhaupt, wer sagt denn, was der Inhalt von biblischen Büchern ist?
    • Es ist keine aus der Luft gegriffene Frage: Immerhin gibt es eine ganz eigene Variante der Apostelgeschichte!
      • Der westliche Text ist 8,5% länger als der alexandrinische Text.
    • Was ist mit dem langen Markus-Schluss?
      • Und man sage nicht, der sei nicht relevant.
      • Viele Charismatiker basieren darauf ihre Theologie, dass jeder Christ mit Handauflegen heilen kann.
  • Es gibt zahlreiche textkritische Stellen, die sehr wohl die Theologie verändern können (für Katholiken belanglos, da Tradition und Lehramt vorhanden ist).
    • Dabei ist es irrelevant, wie wir persönlich zu diesen theologischen Implikationen stehen. Tatsache ist: Diese Schlüsse werden gezogen und sie basieren auf bestimmten Text-Varianten.
    • Eph 1,14“der das Unterpfand unseres Erbes ist bis zur Erlösung des Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit.”ὅς [oder: ὅ] ἐστιν ἀρραβὼν τῆς κληρονομίας ἡμῶν, εἰς ἀπολύτρωσιν τῆς περιποιήσεως, εἰς ἔπαινον τῆς δόξης αὐτοῦ.”

      Das ὅς würde die Anzahlung auf den Glauben beziehen und nicht auf den Heiligen Geist, was Auswirkungen auf die Notwendigkeit von Werken haben könnte.

    • Lk 2,14“Herrlichkeit [ist] bei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, [und] unter den Menschen [Gottes] Wohlgefallen!”“Δόξα ἐν ὑψίστοις θεῷ, καὶ ἐπὶ γῆς εἰρήνη· ἐν ἀνθρώποις εὐδοκία [oder: εὐδοκίας].”

      εὐδοκίας oder εὐδοκία: Es kann die Gnade Gottes oder den guten Willen des Menschen bedeuten. Bedeutet es den guten Willen des Menschen, dann können auch Heiden gerettet werden.

    • Mk 16,16“Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.”Wenn das “und” ein beides bedingendes Und ist, dann hat das heilsrelevante Implikationen für die Taufe. Der Vers ist im kurzen Markus-Schluss nicht enthalten.
    • Mk 16,17-18“17 Diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, 18 Schlangen werden sie aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.”Diese Stelle hat interessante Implikationen für charismatische Theologie: Viele Charismatiker basieren darauf ihre Theologie, dass bspw. jeder Christ mit Handauflegen heilen kann. Die Verse sind im kurzen Markus-Schluss nicht enthalten.
    • Lk 6,36“Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.”“Γίνεσθε οὖν οἰκτίρμονες, καθὼς [καὶ] ὁ πατὴρ ὑμῶν οἰκτίρμων ἐστίν.”

      Das Wörtchen “kai” macht den Unterschied. Soll man genauso barmherzig sein wie der Vater oder auch barmherzig sein wie der Vater? Das wäre ein enormer Unterschied!

    • Apg 8,37“Da sprach Philippus: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so ist es erlaubt! Er antwortete und sprach: Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist!”Baptisten argumentieren mit diesem Vers, der in manchen Handschriften nicht vorhanden ist, dass die Taufe nur erlaubt sei, wenn man (als Erwachsener) glaubt?

Das Problem der Charismen

💬 “Ach wenn Du bloß katholisch werden würdest, dann hättest Du wenigstens nur einen unfehlbaren Papst!”

Sinngemäße Aussage eines anti-charismatischen, reformierten Ältesten nach meiner Bekanntgabe, dass ich die Lehre des Cessationismus nicht mehr glaube. Den Gefallen habe ich ihm nun getan 😃

  • Die Bibel spricht häufig davon, dass es Prophetien gibt.
  • Teilweise kennt das NT sogar solche Propheten, die nie im AT auftauchen.
    • Mt 2,23“Und dort angekommen, ließ er sich in einer Stadt namens Nazareth nieder, damit erfüllt würde, was durch die Propheten gesagt ist, dass er ein Nazarener genannt werden wird.”Mt 2,23
  • Wenn man jetzt nicht gerade die unbiblische Lehre vertritt, dass Prophetien mit Abschluss des Kanons (wann immer das nach protestantischer Sicht sein mag) aufgehört haben (Cessationismus), muss man eingestehen, dass es auch außerhalb der Schrift göttlich inspirierte Wahrheiten gibt. Diese sind genauso göttlich autorisiert wie die Schrift und müssten nach protestantischen Standards ggf. geglaubt und befolgt werden. In der katholischen Kirche gibt es dafür das Lehramt, was solche Privatoffenbarungen letztgültig prüfen kann.
  • Die Schrift kennt sogar in der Endzeit 2 Zeugen, die ebenfalls weissagen werden.
    • Offb 11,3“Und ich will meinen zwei Zeugen geben, dass sie weissagen werden 1260 Tage lang, bekleidet mit Sacktuch.”Offb 11,3
    • Im Griechischen steht das Wort prophetein.
    • In Vers 10 werden die beiden explizit Propheten genannt.
    • Es ist eine willkürliche und unbewiesene Behauptung zu sagen, dass Propheten im NT etwas anderes sind als im AT.
      • Werden Propheten immer nur die Bibel zitieren? Aber selbst wenn, so sind sie ja dann ein göttliche inspiriertes, unfehlbares Lehramt (was auch gegen Sola Scriptura verstößt, weil es als höchste Autorität befolgt werden müsste).
  • Generell widerspricht aber das Charisma der Prophetie der Idee hinter Sola Scriptura.

Das Problem der Historie

  • Sola Scriptura als christliches Prinzip ist historisch gesehen absolut auszuschließen.
  • Die ersten Christen hatten keine Bibel.
  • Die ersten Generationen Christen hatten de facto keine Bibel zur Hand.
  • Die ersten Generationen Christen hatten keinen Kanon der Bibel.
    • Der Bibelkanon war bis zum 4. Jahrhundert unentschieden (spät. bis zur Synode von Rom).
    • Auch danach war er umstritten (je stärker, je mehr man vom katholischen Lehramt abwich, was dieses bereits entschieden hatte).
  • Viele Menschen und Christen bis hinein in die Neuzeit konnten nicht lesen.
  • Viele Christen hatten über lange Zeiträume keine Bibelübersetzung in ihrer Sprache vorhanden.
  • Bibeln waren bis zum Buchdruck (und auch danach noch) unerschwinglich teuer für den normalen Menschen.

Das Problem der Historizität

  • Die erste Kirche (wie wir schon im Apostelkonzil in Apg 15 sehen) hat nicht auf dem Schriftprinzip agiert.
  • Die Kirchenväter haben indirekt gegen ein Sola Scriptura Prinzip gelehrt bzw. Zeugnis gegeben und für das Traditionsprinzip.
    • Oft haben die Häretiker mit der Bibel alleine argumentiert, da die Tradition auf der Seite der Katholiken stand.
    • Da konnten die Kirchenväter häufig mit der Bibel allein nicht durchdringen, weil die Häretiker auf ihrer Auslegung beharrten. Jedoch hatten sie die bisher immer dagewesene Tradition als zweiten Zeugen auf ihrer Seite.
  • Das Sola Scriptura Prinzip ist eine Erfindung der ersten (Proto-)Reformatoren und wurde vorher nie geglaubt.
    • Auch nicht im ferneren Osten, wo es keine dieser angeblichen römischen Verfolgungen der vermeintlichen Untergrundkirche geben konnte.
    • Sekten wie die Gnostiker, Katharer oder Waldenser, die gerne oder ungerne von oder für Protestanten für das Sola Scriptura Narrativ herangezogen werden, widersprechen 99% aller Protestanten in den wichtigsten Doktrinen.

Das Problem der Logik

  • Das logische Problem vom unzureichenden Grund tritt bei Sola Scriptura auf:
  • Ein Effekt kann nicht größer sein als seine Ursache (Schreiber und Kanon-Findung).
    • Ist die Bibel unfehlbar, dann muss es die Kirche auch sein (vgl. Mt 18,17-18).
    • Ist die Bibel göttlich inspiriert, dann muss es die Kirche auch sein (vom Geist geleitetes Lehramt: vgl. Joh 16,13).
    • Ist die Bibel Wahrheit, dann muss es die Kirche auch sein (vgl. 1Tim 3,15).
    • Wieso sollten die Schreiber der Bibel unfehlbar sein können, aber die Kirche als Gesamtheit nicht?
      • Beides ist eben auch Menschenwort und menschliche Tradition.
      • Menschliches schließt göttliches nicht aus (siehe Zwei-Naturen-Lehre).
    • Ein Fluss kann nicht eine höhere Position erreichen als seine Quelle und ein Gebäude kann nie ohne sein Fundament bestehen.
      • Die Flussrichtung von Autorität ist wie folgt: Erst Gott, dann die Kirche, dann die Bibel.
        • So leitet sich die göttliche Autorität korrekt ab!
        • Ja, die Bibel hat die Autorität von Gott, aber eben durch die Kirche. Ohne die Kirche können wir die Bibel ja auch nicht identifizieren.
          • Man müsste für sich als Protestant hier Unfehkbarkeit postulieren, um die Kirche zu ersetzen in dieser logisch notwendigen Gesetzmäßigkeit von zureichenden Grund.
        • Wenn man aber nun zustimmt, dass es so eine Kirche gibt (egal ob die Katholische oder irgendeine unhistorische protestantische Fantasiekirche), so gibt damit zu, dass Sola Scriptura falsch ist und dass es auch die Kirche zu beachten gilt.

Das Problem der Auslegung und der Unklarheit der Schrift

⚠️ Ohne vom heiligen Geist geleitetes Lehramt ist keine inspirierte Auslegung des inspirierten Bibeltextes möglich!

  • 2Petr 1,20“Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Erklärung ist.”2Petr 1,20
  • Es ist zwar auch richtig, dass keine Weissagungen von eigenmächtiger Deutung der Propheten entspringt.
  • Aber der Vers besagt vor allem, dass keine Weissagung eigenmächtige Deutung (Erklärung/Interpretation) zulässt.
  • Die folgenden Verse im nächsten Kapitel warnen auch von falschen Lehrern und Sektierern.
  • Die Schrift ist nicht klar.
    • Die Schrift ist mitunter schwer zu verstehen.
      • 2Petr 3,16“so wie auch in allen Briefen, wo er von diesen Dingen spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Ungefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.”2Petr 3,16
      • Gerade Paulus ist schwer zu verstehen und besonders in soteriologischen Punkten, sonst könnte man sie ja nicht zum “eigenen Verderben” verdrehen.
    • Es bedarf Anleitung zum richtigen Verständnis der Schrift.
      • Apg 8,31“Da lief Philippus hinzu und hörte ihn den Propheten Jesaja lesen; und er sprach: Verstehst du auch, was du liest? 31 Er aber sprach: Wie kann ich denn, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen.”Apg 8,31
      • Offensichtlich kommt nicht jeder mit der angeblichen Klarheit der Schrift zurecht:
      • Hebr 5,12“Denn obgleich ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, habt ihr es wieder nötig, dass man euch lehrt, was die Anfangsgründe der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise.”Hebr 5,12
  • Praktische Probleme bei der Auslegung:
    • Kulturelle Distanz: Wie können wir das ausschließen, dass wir manche Sachen nicht missverstehen? Sind nicht die Tradition und die Kirchenväter viel näher am ursprünglichen Kontext dran als wir selbst mit unserer besten Forschung uns selbst erarbeiten können?
    • Oft fehlender Kontext: Wir können beispielsweise die Gemeindesituation oft nur erahnen.
    • Traditionsgut wird nicht beachtet: Wir haben bereits gesehen, dass die apostolische Tradition auch Gottes Wort ist. Aber auch ganz unabhängig davon werden Texte häufig mit einem traditionellen Kontext geliefert, der uns den hermeneutischen Schlüssel und somit Zugang zum Text gibt.
    • Sprachliche Unsicherheiten: Trotz großer akademischer Forschung sind viele Wörter nicht abschließend deutbar. Handelt es sich bei den Brüdern Jesu um biologische Brüder, Volksgenossen oder nur Verwandte?
    • Linguistische Probleme: Wie kann man ohne kommunizierte Betonung und Schwerpunkt auch simple Sätze korrekt verstehen:
      • Z.B: “Ich habe nie gesagt, dass Du mir Geld gestohlen hast.” Was ist damit gemeint? Was sind mögliche Alternativen?
        • ICH habe nie gesagt, aber du hast es gesagt!
        • Ich HABE nie gesagt, aber ich werde es sagen!
        • Ich habe nie GESAGT, aber geschrieben, dass…
        • Ich habe nie gesagt, DASS, aber ich habe befohlen “du sollst …”.
        • Ich habe nie gesagt, dass DU gestohlen hast, sondern jemand anderes!
        • Ich habe nie gesagt, dass Du MIR Geld gestohlen hast, sondern jemand anderem!
        • Ich habe nie gesagt, dass Du mir GELD gestohlen hast, sondern ein Fahrrad!
        • Ich habe nie gesagt, dass Du mir Geld GESTOHLEN hast, sondern dass Du es geliehen hast!
        • Ich habe nie gesagt, dass DU mir Geld gestohlen HAST, sondern dass Du es mir stehlen wirst!
  • Eine lebendige Tradition und ein antwortendes Lehramt kann diese Auslegungsprobleme überwinden und Fragen zur Tradition und vorherigen Lehramtsentscheidungen klären oder diese deutlicher ausführen.
  • Sola Scriptura führt hingegen zur Anarchie.
    • Es gibt nicht nur einen Papst, sondern Millionen Päpste.
    • Wäre die Bibel so klar oder würde der Heilige Geist auch in den Individuen immer arbeiten, so wie es Protestanten darstellen, dann wären Protestanten nicht so zersplittert.
    • Wäre Sola Scriptura wahr, dann hätte die sogenannte protestantische Reformation wirklich die Kirche zu mindestens mittelfristig reformiert und nicht gespalten.
      • Tatsächlich gilt: Je radikaler und “bibeltreuer” sich eine protestantische Strömung gibt, desto mehr Spaltungen produziert sie.
      • Wahre Heiligkeit würde sich auch schlechten Kirchenführern in Gottesgehorsam unterordnen und Gott die Aufgabe überlassen, dass Er das dann auch segnet und die Kirche auf den richtigen Weg führt.

Das Problem der Anwendung

  • Wie sind korrekte Interpretationen des Textes auch korrekt anwendbar?
    • Beispiele:
    • Die richtige Durchführung von Geboten wird in der Bibel alleine nicht ausreichend erklärt.
      • Woher weiß ich bspw., wann der Sabbat ist, wenn Gott nicht den Längengrad der Datumsgrenze unfehlbar definiert hat?
      • Woher weiß ich, ob die politisch gezogenen Grenzen und Definitionen von Gott so gewollt sind, insbesondere wenn sie sich widersprechen?
    • Ethische Fragen zu neuen Technologien bleiben offen.
      • Wie ist bspw. mit Gentechnik konkret umzugehen?

Das Problem der Gemeindezucht

🤪 Ich wurde mal aus einer protestantischen Gemeinde “gegangen”, weil ich eine Lehre vertreten habe, für die mich eine andere protestantische Gemeinde im selben Ort mit Kusshand aufgenommen hätte. Da es quasi kaum eine Lehre gibt, die nicht von irgendeiner protestantischen Denomination gelehrt oder toleriert wird, ist es quasi unmöglich im Protestantismus als Bewegung exkommuniziert zu werden.

  • Im Sola Scriptura Protestantismus wird Gemeindezucht und Kirchenautorität verunmöglicht.
    • Zwar kann auf der lokalen Ebene exkommuniziert werden, aber es hat weder geographisch umfassende noch konfessionell übergreifende Jurisdiktion.
    • Man ist auf das Wohlwollen anderer Gemeinden angewiesen, dass sie die eigene Exkommunikation eines Mitglieds anerkennen oder überhaupt erfragen.
    • Wenn Sola Scriptura überhaupt funktionieren sollte, bräuchte es erst einmal eine einheitliche Lehre und Kirche.
      • Sola Scriptura sollte so eine Einheit eigentlich produzieren.
      • Aber es produziert in der Praxis nur Spaltung, also genau das Umfeld, worin Sola Scriptura eigentlich gar nicht funktionieren kann, wenn Kirchenzucht weiterhin möglich sein soll.
  • Die Heilige Schrift lehrt, dass die Kirche letzte Autorität ist.
    • Mt 18,15-18“15 Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat, so geh hin und weise ihn zurecht unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. 16 Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruht. 17 Hört er aber auf diese nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner. 18 Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein.”Mt 18,15-18
    • Sünder werden in letzter Instanz von der Gemeinde (Kirche) gerichtet.
      • Häresie ist auch eine Sünde.
      • Demnach muss die Kirche auch darüber richten, was eine Häresie ist und was nicht.
      • Ein Sola Scriptura Protestant müsste sich aber nicht dem Urteil der Kirche beugen, sondern könnte einfach behaupten, dass der Pastor (das Lehramt) falsch liegt und ggf. seine eigene Gemeinde (Abspaltung, lat.: Sektierung / Sekte) gründen.
    • Die Gemeinde ist die Autorität über Wahrheitsfragen.
      • 1Tim 3,15“damit du aber, falls sich mein Kommen verzögern sollte, weißt, wie man wandeln soll im Haus Gottes, welches die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit.”1Tim 3,15
      • Schon im AT sollte die damalige Gemeinde-Autorität über “irgendeine Sache” entscheiden.
      • Dtn 17,8-13“8 Wenn es dir zu schwer wird, ein Urteil zu fällen in Sachen eines Mordes oder eines Streites oder einer Körperverletzung, bei irgendeiner Streitsache, die innerhalb deiner Tore vorkommt, dann mache dich auf und geh hinauf an den Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird. 9 Und du sollst zu den Priestern, den Leviten, und zu dem Richter kommen, der zu jener Zeit [im Amt] sein wird, und fragen; sie sollen dir das Urteil sprechen. 10 Und du sollst nach dem Urteilsspruch handeln, den sie dir von jenem Ort aus verkünden, den der HERR erwählen wird, und sollst darauf achten, dass du tust nach allem, was sie dich lehren werden. 11 Nach dem Gesetz, das sie dich lehren, und nach dem Urteil, das sie dir fällen, sollst du handeln; du sollst von dem Urteilsspruch, den sie dir verkünden, weder zur Rechten noch zur Linken abweichen. 12 Der Mann aber, der so vermessen wäre, dass er dem Priester, der dort steht, um dem HERRN, deinem Gott, zu dienen, oder dem Richter nicht gehorcht, jener Mann soll sterben! So sollst du das Böse aus Israel ausrotten. 13 Und das ganze Volk soll es hören und sich fürchten und nicht mehr vermessen sein.”Dtn 17,8-13
      • Jesus bestätigt das jüdische Lehramt und die Tradition, weist aber nur auf deren Heuchelei hin, welche jedoch nicht vom Befolgen ihrer Richtlinien entbindet!
      • Mt 23,2-3“2 und sprach: Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. 3 Alles nun, was sie euch sagen, dass ihr halten sollt, das haltet und tut; aber nach ihren Werken tut nicht, denn sie sagen es wohl, tun es aber nicht.”Mt 23,2-3
      • Die Kirche hat den Schutz Gottes, wenn sie sich auf eine Wahrheit endgültig festlegt.
        • Denn der Heilige Geist wird sie nicht ultimativ in eine Lüge leiten.
        • Joh 16,13“Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.”Joh 16,13
        • Wieso vertrauen wir Gott nicht einfach, dass Er Seine Kirche genauso gut schützen kann wie die Schrift, als sie von fehlbaren Menschen geschrieben wurde.
        • Die Kirche kann nicht von der Gegenseite überwältigt werden.
          • Mt 16,18“Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.”Mt 16,18
    • Die frühe Kirche hat Probleme in Konzilien (siehe Apostelkonzil von Jerusalem in Apg 15) und Kirchenautorität gelöst und nicht mit Bibel-Exegese.
      • Die Fraktion der Beschneidung hatte bis dato gültige biblische Regeln hinter sich.

Das Problem der fehlenden Falsifizierbarkeit

  • Zwar ist fehlende Falsifizierbarkeit nicht unbedingt ein Problem, da aber nirgendwo in der Schrift Sola Scriptura verifiziert wird und es nur mit philosophischen außerbiblischen, untraditionellen und unhistorischen Argumenten aufrecht erhalten werden kann, wäre ein Falsifizierungskriterium nicht schlecht.
    • Denn wir sollen ja alles prüfen und das Gute behalten (1Thess 5,21).
    • Wenn es aber nicht verifizierbar noch falsifizierbar ist, kann es nicht geprüft werden.
      • Bzw. es müsste als unprüfbar und somit schonmal nicht als “gut” klassifiziert werden und somit von Christen nicht “behalten” werden.
  • Ist Sola Scriptura also überhaupt falsifizierbar?
    • Man könnte bspw. das Apostelkonzil als ein Gegenbeispiel in der Schrift bringen, wo ein Lehramt anstatt der Schrift entschieden hat.
    • Hier könnte ein Sola Scriptura Anhänger aber sagen, dass das Apostelkonzil zu mindestens in der Schrift steht und somit von inspirierten Schreiber als vom Geist geleitet angesehen wird.
    • Ein Konzil außerhalb der Schrift könnte also weiterhin abgelehnt werden und man könnte auf diese Weise krampfhaft an Sola Scriptura festhalten.
    • Oder wenn die Schrift wie gezeigt eine heilige apostolische Tradition bekennt, so kann der Protestant sich immer rauswinden, dass der inspirierte Schreiber und nicht mitteilt, um welche Traditionen es sich handelt.
    • So wird aus der Sola Scriptura Mentalität ganz schnell – wie eingangs beschrieben – eine Solo Scriptura Mentalität.
    • Wenn man jedoch so fanatisch am Sola Scriptura bzw. Solo Scriptura Prinzip festhält, ist es einfach nicht mehr falsifizierbar.

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